Berichte aus 2015

Es folgen Berichte über die Aktivitäten 2015 in Westafrika, die ich zusammen mit Studierenden aus Deutschland, Togo und Benin sowie zusammen mit Schauspielern des experimentellen Theaters Pilkentafel durchgeführt habe. Sie finden ausserdem eine Pressemitteilung über einen Besuch an der Universität Buea (Kamerun), den ich zusammen mit Kollegen dort anlässlich eines Aufenthaltes zum Ausbau der Kontakte dort verfasst habe. Und Ilona Westphal (wiss. Mitarbeiterin ander Europa-Universität Flensburg berichtet über ihre Arbeit im Bereich Sonderpädagogik.

 

Ghana, Oktober 2015: Forschen, lehren und lernen in Westafrika 2015 

 

Seit nunmehr fünf Jahren reisen jährlich Studierendengruppen der EUF unter der Leitung und Vorbereitung von Prof. Dr. Bea Lundt nach Westafrika aus, um dort ihre vertiefenden Schulpraktika zu absolvieren oder für Abschlussarbeiten zu recherchieren (siehe hierzu Aktivitäten für Studierende auf diesem blog).

 

Prof. Dr. Bea Lundt veranstaltet selbst seither in jedem Jahr Tagungen – in Kooperation mit westafrikanischen WissenschaftlerInnen, sowohl in Ghana als auch in Flensburg – aus denen bisher auch bereits vier Publikationen entstanden sind (siehe hierzu den Punkt Buchpublikationen auf diesem blog).

Gefördert wurden diese Veranstaltungen und Dokumentationen von der EUF, dem DAAD, der Deutschen Botschaft sowie dem Goethe-Institut Accra.
 
Zum ersten Mal ist es in diesem Herbst 2015 möglich, das in Schleswig-Holstein neu eingeführte Praxissemester von 10 Wochen in ghanaischen Schulen durchzuführen, ebenso wie auch entwicklungspolitische Studiensemester an der University of Education Winneba.
 
Bilder aus den Schulen 2015

 

Ghana, Oktober 2015: Aktivitäten zur Unterstützung des Aufbaus des Deutsch-Departments an der UEW

Seit Ende August 2015 halten sich 16 Studierende aus Deutschland in Begleitung von zwei Lecturern der Europa-Universität Flensburg  zu einem Studienaufenthalt mit unterschiedlichen Akzenten an der UEW auf. Zum Programm gehörten auch zwei Events, die in Kooperation mit dem DAAD (German Academic Exchange Service) durchgeführt wurden. 16 Studierende der deutschen Sprache von der UEW wurden zur Teilnahme eingeladen.
 

 3-tägige Exkursion nach Accra zu  Schulen, an denen Deutsch gelehrt wird
 
Die Gruppe aus deutschen Studierenden und Studierenden der UEW fuhr vom 01.-03.10.15 nach Accra. Vorbereitet wurde diese Exkursion von Berit Stoppa, der Repräsentantin des DAAD in Ghana und begleitet von ihr sowie Prof. Dr. Bea Lundt und Rebekka Junker, Sprachassistentin für Deutsch an der Uni Winneba. Die Exkursion diente zum Kennenlernen von Schulen, an denen Deutsch gelehrt wird.
 
Die Deutsch-Schweizer-Schule in Accra existiert seit  1966. Seit 2012 gehört die GSIS (German Swiss International School) zu einer der 142 anerkannten deutschen Auslandsschulen weltweit. Die Schulleiterin Ariane Pentz hatte für die Gäste ein Programm zusammengestellt. Die Schüler und Schülerinnen der GSIS und ihre Lehrer und Lehrerinnen erwarteten die Gruppe bereits im Hof der Schule und begrüßten sie herzlich mit einem Lied sowie der Hymne der Schule. In Kleingruppen hospitierten die Besuchenden im Unterricht der Deutschen Schule Accra. Unterrichtssprachen sind Deutsch und Englisch.
 
In einer anschließenden Diskussionsrunde mit der Leiterin und ihrer Stellvertreterin Dr. Elizabeth Shome Yeboa, Leiterin des englischsprachigen Zweiges, wurden die Eindrücke diskutiert und Fragen beantwortet, die sich vor allem auf die Berufschancen von Lehrern und Lehrerinnen mit dem Fach Deutsch richteten.
 
Im Anschluss an den Besuch der Deutsch-Schweizer Schule wurde die Schule Accra-Academy besichtigt. Diese sowie die Wesley Girls gehört zu den PASCH-Schulen (PASCH: „Schulen: Partner der Zukunft“), ein weltweites Netzwerk von Schulen, die von der Deutschen Regierung eine besondere Förderung erhalten. Aufgenommen werden besonders qualifizierte Schulen, an denen Deutsch unterrichtet wird (weltweit mehr als 1.700 Schulen). Neben den beiden Schulen in Accra, wird auch in zwei Schulen in Kumasi Deutsch unterrichtet.
 
Der Deutsch-Lehrer dieser beiden Schulen, Desmond Hansen Sackey, stellte die Unterrichtskonzepte der Schulen vor. Schüler seiner deutsch-Klasse diskutierten mit der Gruppe über ihre Motivation, das Fach Deutsch zu lernen. Zugleich wurden berufliche Perspektiven für die ghanaischen Studierenden dargelegt. Der Wunsch, den „Deutsch-Club“ der Schule durch die Beteiligung der anwesenden deutschen und afrikanischen Studierenden zu erweitern und per e-mail Korrespondenzen aufzubauen, (social-network, mail-Verteiler)  wurde aufgegriffen und inzwischen realisiert.
 
Das kulturelle Programm der Exkursion bestand aus dem Besuch des Nkrumah-Memorials und des Arts Centers in Accra.
 
Der dritte Tag der Exkursion diente der Teilnahme am “Deutschen Tag” im Goethe-Institut, dem Kulturinstitut Deutschlands in Accra. In Ghana tätige deutsche Organisationen und Institutionen hatten Stände aufgebaut, an denen sie über ihre Arbeit informierten und Projekte vorstellten. Repräsentanten und Repräsentantinnen dieser Organisationen stellten sich dem Publikum für Fragen zur Verfügung. Zusätzlich gab es ein buntes Programm aus unterhaltenden und künstlerischen Aktivitäten; kulinarische Spezialitäten aus Deutschland wurden angeboten. Anlass für diese Präsentation war der 3. Oktober, der Gedenktag zum 25. Jubiläum des Mauerfalls. Eine Ausstellung aus kommentierten Fotos und Dokumenten widmete sich diesem historischen Event. Sie wurde durch den deutschen Botschafter, Rüdiger John, eröffnet. Die deutschen und die ghanaischen Studierenden nutzten das Angebot, sich bei diversen politischen Stiftungen über Fördermöglichkeiten zu informieren.
 
Finanziell ermöglicht wurde diese Exkursion durch das Preisgeld des Lehrpreises, welchen Prof. Dr. Bea Lundt (EUF) und Prof. Dr. Yaw Ofosu-Kusi (UEW) gemeinsam für die beste forschungsorientierte Master-Lehrveranstaltung „Teaching Africa in Europe – from an african and an european perspective“ an der EUF in den Jahren 2013 und 2014 verliehen bekamen. Prof. Ofosu-Kusi war drei Semester lang DAAD Gastprofessor an der Universität Flensburg.
 
(Text Bea Lundt/ Nina Paarmann, Fotos und Layout Nina Paarmann)
 

Ghana, Oktober 2015: Exkursion zum Thema Kolonialismus und Sklavenhandel

 
An der Universität Lomé studieren ca. 1.500 Studenten und Studentinnen das Fach Deutsch. Sie unternehmen jedes 2. Jahr eine Exkursion von einer Woche nach Ghana zu den Orten des deutschen Kolonialismus. Diese Exkursion wird vom DAAD in Togo zusammen mit dem Germanistik-Department der Universität Lomé durchgeführt und von der Deutschen Botschaft in Togo finanziert. Zum 2. Mal fand diese Exkursion 2015  in Kooperation mit der Europa-Universität Flensburg statt. 14 Studierende  aus Togo hielten sich vom 04. bis 11.10.2015 in Ghana auf. Die Reise wurde begleitet von den beiden Germanisten  der Universität Lomé, Prof. Dr. Adjai Paulin Oloukpona-Yinnon und  Dr. Kokou Azamede sowie Ursula Logossou (DAAD-Lektorin). In Winneba traf die Gruppe auf die Studierenden aus Deutschland sowie Deutsch-Studierende der UEW. Bei einem Besuch des International Office der UEW am  06.10.15  wurden Erfahrungen über den Aufbau eines Deutsch-Departments ausgetauscht. Prof. Dr. Bea Lundt (EUF) hielt einen Vortrag über die Deutsche Kolonialzeit in Afrika und den Bau des preußischen Handelsstützpunktes Groß-Friedrichsburg in Ghana.
 
Im Zentrum der gemeinsamen Aktivitäten stand eine dreitägige Reise zu dieser Sklavenburg, an der auch acht Studierende der UEW teilnahmen. Dort hielten die Studierenden aus Togo Kurz-Referate zu Themen des Kolonialismus und führten ein Theaterstück über den Sklavenhandel am Ort des Geschehens vor. Die deutschen Schauspieler des experimentellen Theaters „Pilkentafel“  in Flensburg (Thorsten Schütte und Elisabeth Bode sowie Carsten Wiesel, ein Filmkünstler, der den Aufenthalt der beiden Schauspieler mit der Kamera dokumentierte) veranstalteten Theater-workshops in Winneba und in Groß-Friedrichsburg. In diesen wurden die Erfahrungen der Exkursion verarbeitet. Neben Groß-Friedrichsburg wurden auch Cape Coast- Castle sowie Elmina- Castle besichtigt. Alle Relikte aus kolonialer Zeit gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
 
Bei den Diskussionen zeigte sich, wie wenig bisher die traumatischen Erfahrungen des Sklavenhandels verarbeitet sind. Eine gemeinsame Thematisierung aus den verschiedenen Perspektiven ist daher wichtig.
 
Die gemeinsame Aktivität wurde mit einer Party beendet. Die Finanzierung von Exkursion und Theater-Workshops wurde für die ghanaische und deutsche Gruppe von der Deutschen Botschaft in Accra unterstützt.
 
Auch die Deutsche Botschaft in Accra, welche diese Exkursion finanziell unterstütze, berichtet auf ihrer homepage über das Event:
http://www.accra.diplo.de/Vertretung/accra/de/07_20Kultur/Aktuelles__Kultur/Exk-Theaterworkshop-Sklavenhandeln-Kolonialismus.html
 
Wir bedanken uns herzlich bei der Deutschen Botschaft in Accra für die finanzielle Unterstützung!
 
(Text Bea Lundt/ Nina Paarmann, Fotos und Layout Nina Paarmann)
 
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt über koloniale Erinnerungskultur finden Sie unter Exkursion über Slave-Trade auf diesem blog.
 

Lomé (Togo)/ Cotonou (Benin), Oktober 2015: Ausbau der Kooperationen mit den Universitäten Lomé (Togo) und Abomey-Calavi (Benin)

 

Dazu gehörte auch eine Reise in die Nachbarländer Togo und Benin, in denen der koloniale Einfluss, insbesondere auch der Deutsche, durch die jeweils etwa 1.500 Germanistik-Studierenden der Universitäten Lomé und Abomey-Calavi noch immer sehr präsent ist. Auch zu diesen Universitäten bestehen bereits seit Jahren breite Forschungskooperationen (siehe hierzu „Hochschulen/ Kontaktpartner“ auf diesem blog).

 
Der diesjährige Aufenthalt von Repräsentanten der EUF diente dazu, die bereits bestehenden Forschungskontakte zu vertiefen und gemeinsame Tagungen, Studierenden- sowie Dozierendenaustausche, Dissertationsbetreuungen, Publikationen sowie den Ausbau des Deutsch-Departments in Winneba voranzutreiben.
 
Neben Forschungsgesprächen fanden auch weitere Aktivitäten an der Uni Abomey-Calavi statt. So hielt Bea Lundt einen Vortrag vor den Master-Studierenden der Germanistik-Abteilung, mit anschließenden Diskussionen um die Möglichkeiten erinnerungskultureller Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit. Auch die Schauspieler der Pilkentafel veranstalteten workshops mit den Studierenden zu eben dieser Thematik.
 
Anschließend fand eine Führung durch das spirituelle Zentrum Benins, Quidah, statt. Dieser Ort bildete einen zentralen Punkt Westafrikas zur Kolonialzeit. Es war ein Umschlagplatz der vielen tausend Sklaven, die in jener Zeit auf die karibischen Inseln verschifft wurden. Die Voodoo-Statuen in den Heiligen Wäldern sowie die Sklavenstraße mit ihren Mahnmalen berichten von der Vergangenheit, insbesondere aber von der Aufarbeitung der kolonialen Tradition Europas. (nähere Informationen zu der Universität Abomey-Calavi sowie zum spirituellen Zentrum Quidah finden Sie unter „Hochschulen/ Kontaktpartner/ Benin“ auf diesem blog)
 
(Text Bea Lundt/ Nina Paarmann, Fotos und Layout Nina Paarmann)

Bilder des diesjährigen Aufenthaltes in Togo und Benin

 

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Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich noch knapp die Hälfte der Studierendengruppe im Westafrikanischen Land Ghana.

(Text, Fotos und Layout Nina Paarmann, im Oktober 2015)

 

Winneba, Oktober 2015: Speech and prize giving day an der Rev. Father John inclusive Unit 

 
Im Rahmen des seit sechs Jahren bestehenden Memorandum of Understanding (MoU) zwischen der EUF und der University of Education, Winneba (UEW) in Ghana, konnte die Hochschulkooperation im vergangenen Jahr auf Institutsebene ausgeweitet werden. Im September 2015 haben nun erstmalig drei Studierende (Bachelor Sonderpädagogik) ein vor Ort fachlich betreutes Praktikum in einer Schule mit dem Förderschwerpunkt “Geistige Entwicklung” absolvieren können.
 
Nahe des Central Campus der UEW liegt die Reverent Father John Special Unit, die im Jahr 2003 mit der Unterstützung von Prof. Adrian Kniel eröffnet wurde. In der Schule werden aktuell ca. 30 Schülerinnen und Schüler mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung unterrichtet. Der Kontakt zur Schule besteht seit 2012 in Kooperation mit dem ehemaligen Schulleiter Michael Alayi. Nachdem dieser die Schule auf eigenen Wunsch verlassen hat, wurde die Zusammenarbeit erfolgreich mit der neue Schulleitung Ruth Essiful weitergeführt. Mit ihrer Unterstützung konnte den drei EUF-Studierenden ein eindrucksvolles Praktikum im Herzen Winnebas in der Central Region Ghanas ermöglicht werden. Die Studierenden gestalteten ihr vierwöchiges Praktikum bezogen auf das “Curriculum for the mentally disabled” sowie in Absprache mit der Schulleitung und der betreuenden Dozentin Ilona Westphal. Eine Rahmengeschichte über die Tiere des “Jungles” konnte in ein vielfältiges Projekt verwandelt werden, bei dem ein individualisiertes Lernangebot entwickelt und der Umgang mit kommunikationsunterstützenden Symbolen angebahnt werden konnte.
 
Am 30.9.2015 wurde das Projekt “Rumble in the Jungle” offiziell mit den “Presentation Day” abgeschlossen. Der Ghana Education Service (GES) Effutu Municipality Winneba wurde durch die Direktorin, den Special Education Coordinator und weitere Mitarbeiter des GES vertreten. Geladene Gästen waren zudem Prof. Bea Lundt der EUF sowie Studierende der EUF, Lehrer, Schüler, Eltern und Freunde der Reverent Father John Special Unit. Im Anschluss an die Zeremonie wurden im interaktiven Rahmen die ausgestellten Unterrichtsexponate besichtigt und ausprobiert. Ein Spieleangebot für die Kinder brachte den Tag zu einem runden Abschluss.
 
Das Praktikum war ein voller Erfolg für alle beteiligten, aus dem auf Seiten der Kooperationspartner der große Wunsch einer Fortführung entwachsen ist.
 
(Text Ilona Westphal, Fotos und Layout Nina Paarmann)
 

 

Winneba, August 2015: UEW RECEIVES HEARING AIDS

 
Wednesday, August 26, 2015
 
A Research Assistant and philanthropist Miss Ilona Westphal of the Europa-Universität Flensburg of Germany has donated hearing aids to the Centre for Hearing and Speech Services of the Department of Special Education, University of Education, Winneba. Miss Westphal said the donation is a result of her desire to support the Centre to meet the demand of its clients.
 
Mr. Emmanuel K. Akyeampong of the Department of Special Education received the items on behalf of the Centre. He intimated that hearing aids were very expensive, making it difficult for lots of people to afford. He thanked Miss Westphal for the kind gesture. He said, the donation had come at an opportune time and would be used for its intended purpose.
 
Dr. Nyadu Offei, The Head of The Centre who was also present said, UEW being a teaching institution is so much interested in making follow-up into the schools to find out how the hearing aids were being used to improve teaching and learning.
 
Present at the short ceremony were Mr. Emmmanuel K. Akyeampong (Rehabilitation Coordinator), Mr. Collins Sesi (an Audiologist), Mrs. Doreen Amponsah-Kusi (Senior Nursing Officer) and Miss Edna Offei (a Nurse Intern).
 
Paa Paintsil/Kwame Sekyere- UEW, Winneba
 
Ille in Ghana
 
Der Bericht ist ebenfalls abzurufen auf der homepage der UEW unter: http://www.uew.edu.gh/content/uew-receives-hearing-aids
 
 

Buea (Cameroon), August 2015: A GERMAN PROFESSOR AND HER ASSISTANT VISITS CAMEROON 

 
Der folgende Bericht wurde von den beteiligten Personen gemeinsam verfasst und steht so auf der homepage der Universität Buea.
 

For one week a German Prof. and her assistant stayed in Buea to fasten cooperation with members of the Faculty of History. Basis of this visit was a five-year long cooperation with Dr. Henry Kam Kah and Dr. Walters Gam Nkwi, both teaching at the University of Buea, about German Colonialism in Africa. After a conference in Ghana about German Colonialism in West Africa and a publication of this conference, where both Historians from Buea participated and wrote Chapters, now it is intended to organise a conference and publish about the German Colonialism in Central-Africa focusing on Cameroon. There is a lack of research being done on this topic especially in this region. Kamerun became a German colony in July 1884 and by 1916 following the outbreak of the Fisrt World War she was defeated and pushed out from the colony. Although the territory became a league of Nations Mandate B territory, the German businessmen came back in 1924 to run the German plantations. This was because  the British were unable to run the plantations and also because after auctioning the plantations the London businessmen never showed any interests. So effectively from 1924 while the British administered the territory, the economy was in the hands of the Germans.

 
Prof. Bea Lundt is historian with a focus on pre-Colonial times. She teaches at the Europe-University of Flensburg, a small University in the very north of Germany, near the Danish Border. She lives in Berlin. She stays in African countries since her own studies-time and since 2009 she comes every year for about three months to Africa. She received several visiting-professorships in West Africa and brings students from her University to Ghana every year. Her special interest is about cultural studies and Gender. That’s why she published the dissertation of Henry Kam Kah about the matri-linear Ethnic Groups in Laimbwe, North-Western Cameroon. „It is very important that we in Europe hear about the matri-linear organisations in Africa“, Prof. Lundt argues, „In a very convincing way and based on written sources and interviews with 150 people from that region Henry Kam Kah has shown the role of missionaries and colonialists in rejecting the local tradition, and the resistance especially of women against the roles these powers forced them to play in misunderstanding and destroying the traditional order. This gives us a totally new perspective on the survival-power and the elasticity of Matrilinearity.“ Herr assistant, Nina Paarmann, has also stayed several times in African countries and already wrote her Bachelor-Thesis about an African Topic. She is now preparing her Master-Thesis about the impact of Colonialism on Gender structures in Africa and also prepares a dissertation about this topic.
 
Prof. Lundt was received by the head of department, Prof. Nol Alembong, and discussed with him about oral traditions and the historical function of story-telling in Africa. She had a meeting with members of the faculty and with students. They discussed about further scooperation. During her stay she and her assistant, Nina Paarmann, visited the archives of Buea and were informed about the sources especially about the colonial times still not being used in the necessary way. The archives harbours more than 300 documents in the German language still not translated. They were shown sites and relicts of German Colonialism like the the German Schloss (Prime Ministers lodge), Bismark’s Fountain, other German buildings. In Limbe former Victoria, they visited the Botanic Gardens which was the botanic laboratory of the Germans as well as the animal zoo. They also paid a visit to the imposing Edea bridge.
 
As a parting gift, while at the Douala International Airport on 11th August 2015, Prof Bea Lundt said: „Still most books about Colonialism are written on European desks and on the basis of sources found in London, Paris and Berlin. It is evident that they reproduce the colonial perspective of those times. It is really high time that the African Perspective of their own history is recognized in the Global discourse. I will do my best to help that. There are brillant qualified historians here doing professional teaching and creative research. I thank the collegues in Buea for that precious informations and challenging discussions and also their caring for us during our stay. They invited us to return. We will do so!!!“
 
(Text Bea Lundt/ Henry Kam Kah/ Walter Gam Nkwi, Layout Nina Paarmann)
 

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 Weitere Informationen zur Kooperation mit der Universität Buea Sie unter Kontaktpersonen aus Kamerun auf diesem blog.

 

Flensburg, Juli 2015: Vernissage zum Thema „Bildungsprojekte in Westafrika – Ghana“

 
Flyer
 
Seit 2010 reisen jährlich Studierendengruppen der EUF – unter der Leitung von Prof. Dr. Bea Lundt – in das westafrikanische Land Ghana, um dort ihre Schulpraktika zu absolvieren.
 
Und wie ein Baum Wurzeln und Äste schlägt, sind aus diesem anfänglichen Gedankengang seither diverse unterschiedliche weiterführende Projekte entstanden: Rechercheaufenthalte für Abschlussarbeiten, Dissertationsprojekte, Tagungen, Publikationen oder auch gegenseitige Gastprofessuren. Zudem wurden die Kooperationen auch auf andere Westafrikanische Länder ausgeweitet.
 
Zum fünfjährigen Jubiläum fand im Rahmen der Zukunftswoche eine Vernissage statt, die all diese Entwicklungen der gesamten Jahre einmal dokumentiert und visualisiert.
 

Bilder der Vernissage
 

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Flensburg, Juli 2015: Tagung über „Märchen und andere Narrationen in und über Afrika“ an der Europa-Universität Flensburg, 02.-04.07.2015

 
Die Vernissage bildete den Auftakt der viertägigen Veranstaltungsreihe mit den afrikanischen Gästen.
 
„Mein Märchen springt hin und her – und setzt sich schließlich auf……“, so eine typische Einleitungsformel in der westafrikanischen Erzähltradition. Ganz anders, als in den Europa zumeist bekannten und tradierten Märchen wird in einer Vielzahl der Quellen aus westafrikanischem Erzählgut eine besondere Eigendynamik und Vitalität der Geschichte deutlich, die sowohl durch den Erzähler/ die Erzählerin selbst, als auch von der Zuhörerschaft aktiv mitgestaltet wird.
 
Auf der Tagung zum Thema „Märchen und andere Narrationen in und über Westafrika“, die vom 02.-04.07.15 an der Europa-Universität Flensburg stattfand, haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen unterschiedlicher Disziplinen und Herkunft Erzähltraditionen aus afrikanischen Ländern näher beleuchtet und sowohl kulturanthropologisch als auch semantisch untersucht. Neben Afrikanisten, Germanisten und Historikern Europas waren auch Wissenschaftler westafrikanischer Länder mit Beiträgen vertreten. So berichtete der Germanist Prof. Mensah Wekenon Tokponto von der Universität Abomey-Calavi (Benin) über die ätiologische Funktion der Erzählungen bei den Fon in seinem Land, gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Sinseingnon Germain Sagbo, der am Beispiel der „Heiligen Wälder“ die aktuelle Bedeutung von Sagen in dieser Kultur hervorhob; ähnliches berichtete auch Akoété Agossou Agboyibo, Masterstudent aus Lomé, der die Funktion der Erzähltradition der Mina in Togo beschrieb. Dr. Elias Asiama von der University of Ghana stellte seinen performativen Ansatz vor. Der Theaterwissenschaftler an der University of Ghana in Legon bei Accra zeigte Filmbeispiele, in denen Studierendengruppen seiner Hochschule ihnen bekannte Märchen „in die Gegenwart“ projizierten, neu definieren und künstlerisch darstellen. Dabei ging es insbesondere um Fragen der Aufmerksamkeit gegenüber der Natur und des Umweltschutzes.
 
Diese gegenwärtige Funktion und Neudefinition brachte auch die Veranstalterin der Tagung, Professorin Bea Lundt von der Europa-Universität Flensburg, zum Ausdruck. In ihrem Beitrag berichtete sie von ihren Forschungsergebnissen über Lieblingsgeschichten und Mediengewohnheiten ghanaischer Schülerinnen und Schüler. In mehr als 300 Interviews hat sie herausgearbeitet, dass die Jugendlichen Traditionen und Erfahrungen, welche sie durch die innerhalb der Familie erzählten Geschichten bekommen haben, noch immer mit ihren aktuellen lebensweltlichen Problemen verknüpfen.
 
Aber auch die postkoloniale Kritik am „westlichen Bild Afrikas“ – auch in den Beiträgen europäischer Referentinnen und Referenten – wurde immer wieder fokussiert. Die oftmals in den Medien überlieferte Darstellung Afrikas wurde somit relativiert und aus diversen Blickwinkeln kritisiert. Erzählungen aus Afrika wurden aber nicht nur theoretisch erschlossen, sondern auch in ihrer Performanz lebendig: Prof. Tokponto, selber ein begnadeter Erzähler, gab im Rahmen der Tagung in der Buchhandlung Rüffer eine Kostprobe seiner Erzählkunst, die zahlreiche Bürger und Bürgerinnen der Stadt begeistert verfolgten (siehe dazu den folgenden Beitrag).
 
Die Tagung setzte Kooperationen über Narrationen in Afrika fort, die 2012 zum Brüder-Grimm-Gedenkjahr mit einer Konferenz am Goethe-Institut Accra begonnen wurden. Diese fand in Zusammenarbeit von Prof. Lundt mit Prof. Ulrich Marzolph (Akademie der Wissenschaften Göttingen) statt, dem ersten deutschen Präsidenten der „International Society for Folk Narrative Research“ (ISFNR). Die Beiträge der Teilnehmenden aus fünf afrikanischen Ländern und Deutschland sind inzwischen publiziert, auch ein Band mit Märchen aus Benin erschien. Marzolph hatte auch zu dieser Tagung in Flensburg ein Grußwort geschrieben.
 
Die bisherigen Ergebnisse aus den letzten Jahren konnten somit jetzt vertieft und weitere Kooperationen europäischer und afrikanischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vereinbart werden.
 
(Text: Bea Lundt/ Nina Paarmann, Fotos und Layout Nina Paarmann)
 
Bilder der Tagung:
 

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Flensburg, Juli 2015: Märchen aus Benin – Lesung von Prof. Tokponto aus Benin in der Buchhandlung Rüffer (Flensburg)

 
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Im Rahmen der Tagung „Märchen und andere Narrationen in und über Afrika“ (02.-04.07.2015 an der EUF) wurde am Donnerstag, dem 02.07. um 19.30 Uhr eine Lesung von Prof. Mensah Wekenon Tokponto (Benin) abgehalten. Unter der Moderation von Prof. Dr. Bea Lundt erzählte Tokponto Geschichten aus Benin, welche 2014 in einem Sammelband (Bea Lundt Hg.) erschienen sind.
 
Ganz anders, als den meisten Europäern zumeist bekannt, besitzen westafrikanische Märchen eine ganz „eigensinnige“ Vitalität. Durch seine performative Darbietung hat der begnadete Geschichtenerzähler aus Benin sein Publikum regelrecht verzaubert und in eine „ganz andere Welt“ entführt.
 
(Text Bea Lundt, Fotos und Layout Nina Paarmann)
 
Bilder der Lesung
 

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Weitere Informationen zu Menash Wekenon Tokponto finden Sie unter Kontaktpartner aus Benin auf diesem blog.

 

Juni 2015 (Flensburg, Glücksburg, Kopenhagen): Seminar und Exkursion zum Kolonialismus
 
Im Jahre 2016/17 steht uns im Norden Deutschlands/an der Grenze Dänemarks ein Jubiläum bevor: 100 Jahre ist es her, dass die dänischen Kolonien der westindischen Inseln an die USA ,,verkauft” wurden. In diesem Kontext arbeitet eine deutsch-dänische Projektgruppe aus verschiedenen Kulturbereichen schon seit einem Jahr daran, dieses Ereignis vorzubereiten. Denn es gilt, in unserer Region den folgenden Zusammenhang bewusster zu machen: In Westafrika wurden von den Kolonialmächten in Kooperation mit indigenen Autoritäten („Chiefs“), Einwohner gewaltsam zusammengetrieben und als Sklaven nach Übersee verschifft. Daher sind die Sklavenburgen an der westafrikanischen Küste, vor allem in Ghana, ein wichtiges Weltkulturerbe. Die Fahrten übers Meer waren gefährlich, ja mörderisch und die überlebenden Afrikaner und Afrikanerinnen wurden auf die westindischen Inseln verbracht, wo sie auf Zuckerrohrplantagen arbeiten mussten. Das Produkt dieser Arbeit wurde nach Europa verkauft, vor allem nach Flensburg. Dort wurde mit dem Zucker der Rum hergestellt, der die Region reich machte. Ein „Dreieckshandel“ mit großer historischer Bedeutung: Ghana -Westindische Inseln – Flensburg!
 
Das Projektseminar wird in Kooperation mit dem Historiker Prof. Martin Krieger von der CAU Kiel sowie Nicole Gifhorn (Promotorin für Globales Lernen beim Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein (BEI)) stattfinden. Jeweils 12 Studierende der beiden Unis sollen Erinnerungsorte der kolonialen Vergangenheit der Region identifizieren, Recherchen über sie anstellen und die Ergebnisse auf Postern gestalten. Diese sollen in Flensburg ausgestellt werden und das Jubiläumsjahr 2016 eröffnen. Das Projektseminar schließt eine gemeinsame Exkursion von drei Tagen (2.-4.Juni) nach artefact (Glücksburg) ein. Dort werden Grundlagen des Globalen Lernens am Beispiel der Arbeit von artefact sowie dem Schifffahrtsmuseum Flensburg vermittelt werden. Eine eintägige Fahrt nach Kopenhagen wird uns in das Museum führen, das vor allem der kolonialen Vergangenheit gewidmet ist.
 
(Text Bea Lundt, Fotos und Layout Nina Paarmann)
 

Rum und Zucker
Auf diesem Bild (v.l.): Christa-Marion Viohl, Susanne Grigull (Schifffahrtsmuseum), Studierende der Europa-Universität Flensburg, Prof. Dr. Bea Lundt (Europa-Universität Flensburg), Kevin Michael Hahn, Prof. Dr. Martin Krieger (CAU Kiel), Stefen Bartsch. I Foto: Nicole Gifhorn

 
Auch das Flensburger Tageblatt berichtete am 11.6. von dieser Veranstaltung unter dem Titel “Ein Projekt mit Rum und Zucker”. Sie finden Den Bericht auf der Homepage des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages (SHZ) unter: http://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/ein-projekt-mit-rum-und-zucker-id9939756.html
 
Oder hier zum download:
 
12.06.2015 SHZ_SN_Campusseite
 
Einen weiteren Artikel „Auf der Spur der Kolonialgeschichte“ finden Sie in den Kieler Nachrichten, Ausgabe vom 15.07.2015 unter: https://3c.gmx.net/mail/client/dereferrer?redirectUrl=http%3A%2F%2Fwww.kn-online.de%2FNews%2FAktuelle-Nachrichten-Kiel%2FNews-Aktuelle-Nachrichten-Kiel%2FUni-Kiel-und-Flensburg-sind-auf-der-Spur-der-Kolonialgeschichte

 

Lehrpreis 2013/2014

 

Im Zuge des Jahresempfangs der EUF am 11.02.2015 wurden erneut Lehrpreise für die zwei besten Lehrveranstaltung für das Jahr 2013/ 2014 vergeben. In diesem Jahr war der Fokus auf die besten theoriezentrierten Seminare gelegt.
Neben Prof. Dr. Hinrich Lorenzen (Mathematik), der den Preis für die gelungenste Veranstaltung im BA-Studiengang erhielt, wurde im MA-Bereich das interdisziplinäre Seminar von Prof. Dr. Bea Lundt und Prof. Dr. Yaw Ofosu-Kusi (Gastprofessor aus Ghana an der EUF 2013/2014) prämiert. Unter dem Titel „Teaching Africa in Europe“ beleuchteten die beiden Hochschuldozierenden den afrikanischen Kontinent aus europäischer sowie afrikanischer Perspektive. Den Studierenden wurde so ein kritischer und reflektierte Blick, insbesondere im Bereich postkolonialer Theoriediskurse vermittelt. Für das – auch als Vorbereitung für Auslandsaufenthalte von Studierenden in Ländern des globalen Südens ausgewiesene – Seminar hat sich die Zusammenarbeit von Prof. Dr. Bea Lundt und Prof. Dr. Yaw Ofosu-Kusi als sehr gewinnbringend erwiesen.

 

Aufgrund dieser umfassenden Aufarbeitung interkultureller Themen auf historischer, politischer, ökonomischer sowie soziokultureller Ebene, wurde diese Veranstaltung von der Jury – bestehend aus studentischen VertreterInnen und einer externen Gutachterin – für den Lehrpreis 2013/ 2014 ausgelobt.

 
(Text, Fotos und Layout Nina Paarmann)

 

Bilder der Preisverleihung:

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Den Presseartikel „Lehrpreis der Universität Flensburg verliehen“ finden Sie auf der homepage der Europa-Universität Flensburg, unter:

 

Auf einer Forschungsreise nach Ghana im März 2015 – zusammen mit anderen Wissenschaftlerinnen der EUF – überreichte Prof. Dr. Bea Lundt die Urkunde des Lehrpreises an Prof. Dr. Yaw Ofosu-Kusi.

 

ASA-Foto-Stories 2015
Thema: Degrowth: Die Grenzen des Wachstums

 

Konzepte für eine Post-Wachstumsgesellschaft sind derzeit in aller Munde – Aber wenn weniger mehr ist, wie sieht weniger dann aus? Das Thema der diesjährigen Ausschreibung rief dazu auf Bilder und Geschichten zum Thema „Degrowth: Die Grenzen des Wachstums“ einzusenden. Rund 20 ASA-Teilnehmende folgten diesem Aufruf. Eine unabhängige Jury hat zunächst eine Vorauswahl getroffen. Auf dem Jahrestreffen ASA-Open wurde endgültig über die Gewinner abgestimmt.

1. Platz
Kathrin Pape mit „Zeit für den Mond“ in Lanjak, West Kalimantan, Indonesien

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„Ich finde es schön, wenn wir uns den Mond anschauen.“ „Was gefällt Dir daran am Besten?“ „Den Mond schaut man sich doch eigentlich nur richtig bei Stromausfall an.“ „Nur bei Stromausfall?“ „Ja, ansonsten ist man abends meistens im Haus und schaut Fernsehen oder ist mit Arbeit beschäftigt. Wenn es jedoch einen Stromausfall gibt, geht jeder raus auf die Straße. Es wird ja langweilig und ein bisschen gruselig ist es auch im Dunkeln. Diese Momente abends auf der Straße mag ich. Jeder hat Zeit, um den Mond anzuschauen und man erfährt den neusten Klatsch und Tratsch.“ Nie habe ich so viel Zeit damit verbracht den Mond zu betrachten, wie während meines dreimonatigen ASA-Aufenthaltes in Lanjak, West Kalimantan, Indonesien. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen bin ich schon kritisch in das ASA-Projekt gestartet und habe ständig hinterfragt was ich gerade tue und wie ich mein Leben in Deutschland in den letzten Monaten verbracht habe. Was hätte ich ändern können/sollen/müssen? Zum anderen wollte ich Neues entdecken/sehen/hören und habe meine Zeit bewusst mit mehr Gesprächen verbracht. Zuletzt haben aber natürlich auch die Stromausfälle eine große Rolle gespielt. Diese Momente, in der von einer Sekunde auf die andere das Licht weg war und jeder gezwungen war mit seinen geplanten Aktivitäten innezuhalten, habe ich als schön empfunden. Egal was man vorhatte, man musste es nun unterbrechen und warten bis der Strom zurückkam. Man suchte sich ein nettes Plätzchen zum Sitzen und kam mit den Nachbarn ins Gespräch. Die Themen waren unbegrenzt. Mal ging es um die Kinder, mal um die Palmölplantagen in den angrenzenden Regionen. Doch egal ob es sich um ein trauriges, konfliktfähiges oder schönes Thema handelte, mit dem Blick auf den Mond gerichtet und gefühlt aller Zeit der Welt ließ es sich gut reden. Ein wenig bedauerte ich, wenn dieser Ausnahmezustand unterbrochen wurde, und die Straße wieder erhellt wurde. Kaum kam der Strom zurück entschuldigte sich der/die Gesprächspartner_in, oder man selbst, meist mit der kurzen Erklärung „es gäbe da noch was zu erledigen“. Eine Situation die jeder genossen zu haben scheint, ein kleiner Ausbruch aus dem Alltag, ein zwangsweises Innehalten bei der Erledigung seiner Verpflichtungen und Zeit für ein gutes Gespräch mit einem anderen Menschen. Doch Momente, um den Mond anzuschauen scheinen begrenzt zu sein. Wann hast du eigentlich das letzte Mal den Mond angeschaut?

2. Platz
Carsten Beneker mit „Amalgam“ in Mikei, Migori County, Kenia

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Als ich mit ASA nach Kenia kam, lernte ich vor meiner Türschwelle, dass 10-15 Prozent des weltweiten Goldes in Handarbeit gefördert wird. Dieser informelle Sektor wird systematisch marginalisiert, obwohl rund 100 Mio. Menschen (90 Prozent der Branche) weltweit durch ihn ernährt werden. Dieses Stück Amalgam (Gold & Quecksilber) ist die Ausbeute von 1 bis 2 Tagen Handarbeit. Die involvierten Menschen wünschen sich Rechtsgrundlagen für ihren Branchenzweig, um zu wachsen und sich am Weltmarkt gegen multinationale Großbergwerksbetreiber behaupten zu können. Ein Postwachstum-Paradigma wäre für den Goldabbau im kleinen Maßstab beschäftigungspolitisch außerordentlich brisant.

Zwei 3. Plätze (gleiche Stimmenanzahl)
Kirsten Sander mit „Die Grenzen des Fliegens“ in Pearls Airport, Grenada

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3. Platz Die Grenzen des Fliegens Ein verlassenes, überwachsenes Flugzeug und eine alte Landebahn: Dieser ehemalige Flughafen ist einer der Austragungsorte des Kalten Krieges in der Karibik. Unter dem sozialistischen Revolutionsführer und Ministerpräsidenten Maurice Bishop pflegte Grenada Anfang der achtziger Jahre gute Beziehungen zu Kuba und der UDSSR. Deren Mitfinanzierung des neuen Flughafens in Grenada fassten die Vereinigten Staaten von Amerika jedoch als Errichtung eines neuen Militärstützpunkts des Ostblocks auf. Obwohl Grenada als blockfrei galt, verbreiteten die USA Gerüchte über Waffenlieferungen um das Land zu schwächen. Nach der gewaltvollen Entmachtung Bishops aus den eigenen Parteireihen, kam es 1983 zur US-amerikanischen Invasion auf Grenada, wobei die USA die instabile Lage als Vorwand zur Demonstration ihrer Vormachtstellung nutzten. Das beschädigte und zurückgelassene kubanische Flugzeug ist ein Resultat der Invasion, welches zugleich an die historisch gewachsenen Machtstrukturen erinnert: Nur ein paar Jahre später siegte das westliche marktwirtschaftliche System über das Sozialistische. Das zerstörte Flugzeug als Relikt aus dem Kalten Krieg steht im krassen Kontrast zum florierenden Flugverkehr inmitten des heutigen dominierenden Wirtschaftssystems: jede Sekunde besteigen 158 Fluggäste ein Flugzeug, jede Sekunde startet ein Flugzeug. Seit dem Ende des 2. Weltkriegs ist die Zahl der Fluggäste um das ca. 97fache gestiegen, wobei die Bevölkerung sich lediglich verdreifacht hat. Bei einem Bevölkerungszuwachs von 1,3 Milliarden Menschen bis 2032 wird sich die Zahl der Fluggäste voraussichtlich verdoppeln. Unter anderem liegen diesen Berechnungen sinkende Gesamtkosten für den Flugverkehr zugrunde: ohne jedoch die externen Kosten für die Umwelt mit einzuberechnen. Diese entstehen vor allem durch die Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen: der Flugverkehr trägt 2% zu den globalen CO2 Emissionen bei und ist somit einer der Treiber des anthropogenen Klimawandels. Zwischen den Ursachen des Klimawandels und dessen Auswirkungen spiegelt sich in Bezug auf Flugreisen eine strukturelle Ungleichheit wider: diejenigen, die durch Flugreisen zum Klimawandel beitragen sind oftmals nicht diejenigen, die unter den Klimawandelfolgen schon jetzt leiden und in Zukunft noch stärker betroffen sein werden. Nicht nur ökologisch sondern auch sozial und ökonomisch sind Flugreisen ungerecht: der Zugang zum Fliegen und Reisen ist geprägt von struktureller Ungleichheit und die wirtschaftliche Abhängigkeit vieler Länder von Tourismuseinnahmen sowie die Ausübung des Tourismus weisen neokolonialistische Strukturen auf. Die einzige Lösung erscheint die Suffizienz im Sinne einer Entschleunigung. Langsames Reisen via Fahrrad, Zug oder Containerschiff stellt eine Alternative dar, die für viele Pionier_innen des Wandels schon Normalität geworden ist. Sollte diese Transformation gelingen, würden in Zukunft mehr Relikte wie jenes auf dem Foto an einen ehemaligen Systemwechsel erinnern?

Louise Wildemann mit „Was stört- Und wen?“ in Limbe, Downbeach/Fischerhafen, Kamerun

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3. Platz: Was stört – und wen? Klassischer könnte ein Beispiel für einen Touristen-Schnappschuss kaum sein. Kann man die Betrachter_innen zurück in der Heimat doch so wunderbar verstören mit dieser paradiesischen Offshore-Öl-Stahl-Situation. Doch wer ist es, der mit dieser anorganischen Bohrinsel am ansonsten malerisch schwarzen Sandstrand nicht leben kann? Der damit Verderb und Verschmutzung, Ausbeutung und tumorartiges Wachstum assoziiert? Und wer ist froh über einen außergewöhnlichen Job bei einem der größten kamerunischen Arbeitgeber? Und würde der Bohrmaschinist auf der Plattform eine Wachstumswende begrüßen? Welche Alternative können ihm die Befürworter des Postwachstums anbieten? Was sagt der Fischer, der jeden Abend um die Insel herumschippert? Ist das Beispiel völlig unpassend und an der Diskussion vorbei? Kann man mit einer Auflistung von Fragen vertuschen, dass man sie selbst nicht zu beantworten vermag? Was können ein solches Foto als Inbegriff der ausbeuterischen Ölindustrie und Politik belabeln. Je weiter weg von zu Hause, desto einfacher. Je globaler betrachtet, desto besser. Die eigene Haustür aus den Augen verlieren – kollaterales Phänomen. Postkartenmotiv? Kalenderblatt? Vielleicht – aber immerhin nicht gephotoshopt. Dieses Bild ist an meinem ersten Strandabend entstanden, vier Wochen nach meiner Ankunft in Kamerun. Es ist eines der ersten überhaupt von mir aufgenommen Fotos während meines Aufenthaltes. Die Touristen-Strand-Situation darf also als authentisch betrachtet werden.
Die Jury-Mitglieder der ASA-Foto-Stories 2015

KARIN  DE  MIGUEL ist 1974 in Barcelona geboren und lebt seit 1997 in Köln. Sie ist Freiberufliche Dokumentarfilmerin, Fernseh- und Radiojournalistin für öffentlich-rechtliche Sender. 2013 realisierte sie für ARTE den Film „Weniger ist mehr. Die Grenzen des Wachstums und das bessere Leben“ über Degrowth in Europa.
JULIANE KREMBERG ist freiberufliche Performance- und Videokünstlerin sowie Kulturwissenschaftlerin im Bereich Ästhetik und Performance Studies. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen sowie Video und Fotografie in Istanbul. Sie ist Gründungsmitglied des Medienkunst-Kollektivs Swoosh Lieu. Ihre praktischen und theoretischen Forschungsinteressen liegen in post-dokumentarischen Mocumentary- und Experimentalfilmformaten sowie einer Kritik an hegemonialen Repräsentationsformen aus queer-feministischer, post-migrantischer und post-kommunistischer Perspektive im Feld Politik-Kunst-Wissenschaft.

HILAIRE DJOKO, alias HOBSKUR ist politischer Aktivist, Musiker und Fotograf. Er betreibt in Douala ein Musikstudio und ist  Mitarbeiter bei der kamerunischen Nicht-Regierungsorganisation Un Monde Avenir sowie musikalischer Kopf der Kampagne Generation Change von der NRO Tribunal Article 53. Neben der musikalischen Tätigkeit, besteht seine Arbeit für die NRO’s in der politischen Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen.

NADINE KAUFMANN hat in Münster Politikwissenschaft, Soziologie und Islamwissenschaft studiert und ist seit 2006 als Referentin für (entwicklungs)politische Bildungsarbeit mit Schulen und Jugendgruppen aktiv. Sie ist ausgebildete Erlebnispädagogin und in der pädagogischen Begleitung von Freiwilligendiensten tätig. Sie arbeitet derzeit im Konzeptwerk Neue Ökonomie.

JAN WREESMANN ist Landwirt und befasst sich somit tagtäglich mit Wachstum. Im Studium hat er Agrarwissenschaften mit Schwerpunkt Ökonomie studiert. Er versucht derzeit seinen Bauernhof durch einen neuen Betriebszweig soweit wachsen zu lassen, dass er ihn und seine Familie in den nächsten 30 Jahren ernähren kann. Andererseits möchte er Flächen und Teile seiner Arbeitszeit der Allgemeinheit zur Verfügung stellen um Orte der Begegnung und des Lernens in der Natur zu schaffen.

BEA LUNDT nahm als Studentin der Soziologie/Germanistik der Universität Köln an einem ASA-Projekt in Ghana teil- im kommenden Jahr war sie dann Vorbereitungsreferentin – und der Kontakt riss nie ab. Seit 1998 lehrt und forscht sie als Professorin für Geschichte an der Universität Flensburg. Sie baute Kontakte zu westafrikanischen Partnern und Partnerinnen auf, und fährt jedes Jahr ca. 2-3 Monate nach Ghana und in die Nachbarländer, nimmt dort Gastprofessuren wahr und begleitet Studierende jedes Jahr in ihr Uni-Praktikum.

BARBARA MURRACA hat an der Universität Greifswald zur Nachhaltigkeitstheorie promoviert und ist seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Kolleg Postwachstumsgesellschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit  2015 hat sie eine Stelle als Assistant Professor für Umweltphilosophie an der Oregon State University angetreten.