Groß Friedrichsburg

Relikte deutscher Kolonialgeschichte – die brandenburgisch-preußische Handelsniederlassung “Groß Friedrichsburg”

Im Jahre 2013 begleiteten Vertretende der EUF zum ersten Mal eine Gruppe von Deutsch-Studierenden aus Togo zu der von Deutschen erbauten Handelsniederlassung/Sklavenburg Großfriedrichsburg (Ghana).
2015 konnten wir diesen Kontakt ausweiten. Die Reise wurde diesmal gemeinsam geplant und unternommen. Kontaktpartner waren Lehrende aus Lomé sowie Lektoren/Sprachassistenten des DAAD in Togo und Ghana sowie Prof. Bea Lundt und Studierende der EUF. Mit dabei waren auch Schauspieler des Theaters Pilkentafel aus Flensburg. Außerdem Studierende aus Togo, Ghana und Flensburg.

Drei Tage lebten wir zusammen auf der Burgruine, ließen uns informieren über die Geschichte des Gebäudes und seine Umgebung und verarbeiteten die Erlebnisse/Erfahrungen in workshops, die die Schauspieler der Pilkentafel leiteten. Diese Aktivität wurde gefördert durch die deutschen Botschaften in Accra und in Lomé. Wir danken sehr herzlich für diese Unterstützung.

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Nähere Informationen zu dieser Exkursion finden Sie unter „Projekte“ auf diesem blog.

Zum historischen Hintergrund

Wenn man die deutsche Kolonialpolitik in Afrika thematisiert, stehen vordergründig die heutigen Staaten Togo, Kamerun, Namibia und Tansania im Fokus der Diskussionen und Recherchen. Dies verdeutlicht unter anderem die noch immer sehr präsente “deutsche” Sprache, welche nicht zuletzt an den großen Universitäten der genannten Länder von einer Vielzahl junger Erwachsener als  Studienfach gewählt wird.

Dabei erscheint die oftmals historische Aufarbeitung nationalstaatlicher Entwicklungen – wie am Beispiel afrikanischer Geschichten – durch die willkürliche Grenzziehung europäischer Kolonialmächte im 19. Jahrhundert als problematisch. Denn auch im heutigen Ghana, der ehemaligen “Goldküste” Westafrikas, welches i.d.R. in Verbindung mit portugiesischer oder britischer Kolonialpolitik in Verbindung gebracht wird, sind noch immer Relikte “deutscher Außenpolitik” visuell und kulturell erfahrbar – das brandenburgisch-preußische Kastell “Groß Friedrichsburg”.

Im 17. Jahrhundert, der Amtszeit des “großen Kurfürsten” Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg (1620 – 1688), entsteht nahe Princes Town (heute: Western Region/ Ghana) der brandenburgisch-preußische Stützpunkt. Zunächst als reine Handelsniederlassung angelegt, entwickelte sich die Burg im Laufe der folgende Jahrhunderte als fluktuierender Umschlagplatz für westafrikanische Sklaven, welche zum Abbau von Zuckerrohr auf die damaligen “Danish Virgin Islands” in die Karibik verschifft wurden. Der wertvolle Rohstoff wurde in der nordeuropäischen Provinz für die Herstellung des Luxusgutes Rum benötigt.

Noch heute erinnert die “skyline” von Princes Town an die deutschen Handelsbeziehungen mit der Goldküste.

Weiterführende Hintergrundinformationen bietet der Band von Ulrich van der Heyden: Rote Adler an Afrikas Küste. Die brandenburgisch-preußische Kolonie in Westafrika. Berlin 2001, 2. Auflage.

Auch der Band von Bea Lundt und Wazi Apoh (Hg.): Germany and its West African Colonies. „Excavations“ of German Colonialism in Post-Colonial times. Berlin 2013. berichtet von Relikten deutscher Kolonialgeschichte in Westafrika, insbesondere aus afrikanischen Perspektiven. Weiterführende Informationen zu diesem Band finden Sie unter „Publikationen“ auf diesem blog.
(Text: Nina Paarmann)