Die Université d’Abomey-Calavi

(Text: Bea Lundt,Layout: Nina Paarmann)

Die erste und größte Universität in dem westafrikanischen Land Benin ist Abomey-Calavi, gelegen bei Cotonou und Porto Novo, der Hauptstadt an der Atlantikküste.  Es gibt eine zweite kleinere Universität in Parakou (im Norden des Landes). An der Hochschule Abomey-Calavi studieren zur Zeit 100.000 Studierende; die meisten stammen aus Benin, viele auch aus den Nachbarländern Togo, Niger, Burkina Faso. Der Campus ist weitläufig und viele Gebäude sind noch im Bau befindlich.

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Foto: Dr. Günter Rinke

 

Germanistik-Studium an der Universität Abomey Calavi

Diese Universität hat eine große germanistische Fakultät. An dieser lehren 14 afrikanische Hochschullehrer aus Benin, davon sind 11 promoviert, von denen haben neun mehr als vier Jahre in Deutschland studiert. Sie beherrschen die deutsche Sprache fast perfekt und sind häufig auf internationalen Tagungen vertreten. Die Studierenden, die dieses Studium der Germanistik aufnehmen, haben mindestens drei Jahre Deutschunterricht an einem Gymnasium in Benin gehabt. Neben zahlreichen Landessprachen, die in den Familien dort gesprochen werden, ist Französisch, die Sprache der ehemaligen Kolonialmacht, die offizielle Landessprache, auch wenn sie erst gelernt werden muss. In der Schule wird in dieser Sprache unterrichtet. Die erste Fremdsprache, die den Kindern vermittelt wird, ist Englisch. Deutsch und Spanisch sind im Angebot als die 2. Fremdsprache. Nach in der Regel mehreren Landessprachen, Französisch und Englisch ist sie aber mindestens die fünfte Sprache, die ein Beniner bzw. eine Beninerin erlernt. Da Grundkenntnisse der deutschen Sprache die Voraussetzung für ein Germanistik-Studium darstellen, können auch anspruchsvolle Literaturseminare angeboten werden, vor allem auch solche zur Verarbeitung der Kolonialzeit.

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Quidah, ein historischer Ort des Kolonialismus

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Nahe der Universität Abomey-Calavi befindet sich an der Küste der Ort Quidah, der als einziger ehemaliger Hafen Benins vom 17.-19- Jahrhundert das Zentrum des westafrikanischen Sklavenhandels darstellte. Von dem zentralen Platz aus, der an diese Zeit erinnert, führt eine Route mit Gedenkstücken wie Statuen und Schrifttafeln durch verschiedene Orte bis zum Strand, an dem es (anders als im ghanaischen Cape Coast oder Elmina) keine Sklavenburgen mehr gibt, wohl aber verschiedene Baudenkmäler und Symbole, die eine aktive Auseinandersetzung mit der Sklaverei darstellen.

 
Quidah als spirituelles Zentrum

Quidah ist zugleich auch bis heute ein spirituelles Zentrum des Voodoo, der traditionellen afrikanischen Religiosität, die in Benin eine besondere Rolle spielt. Hier befindet sich ein heiliger Wald mit uralten Bäumen.

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Im heiligen Wald in Quidah: Unser Kontaktpartner aus Benin, Dr. Sinseignon Sagbo, Germanist, Enseignant-Chercheur an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Abomey-Calavi, (Mitte), links Dr. Günter Rinke (Germanist) Universität Flensburg und rechts Prof. Dr. Bea Lundt (Historikerin) Universität Flensburg.

Der Wald ist mit Statuen zahlreicher Gottheiten ausgestattet. Als erste Gottheit nahe des Eingangs begegnet eine phallische Gestallt als Symbol für unerschütterliche Kraft und Stärke, die die Fortpflanzung der durch den Verlust der nach Westindien verschleppten Sklaven reduzierte Bevölkerung Westafrikas wieder regenerierte und erhielt.

Als Göttin wird die Python verehrt. Als Würgeschlange ist sie (anders als viele andere westafrikanische Schlangenarten) nicht durch ihre giftigen Bisse gefährlich. In einem eignen Rundbau (Tempel) befinden sich ca. 200 Schlangen, die aus religiösen Anlässen dort zusammengeführt werden.

Der Umgang mit der göttlichen Schlange ist noch etwas ungewohnt. Dr. Günter Rinke in Gemeinschaft mit einer Python, die in Quidah verehrt wird.
Der Umgang mit der göttlichen Schlange ist noch etwas ungewohnt. Dr. Günter Rinke in Gemeinschaft mit einer Python, die in Quidah verehrt wird.

 

Dieses Bild zeigt Prof. Dr. Bea Lundt, ebenfalls mit einer der als göttlich verehrten Pythons.
Dieses Bild zeigt Prof. Dr. Bea Lundt, ebenfalls mit einer der als göttlich verehrten Pythons.

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