Vorträge und Events 2016

aktuelles im Jahre 2016

 

Inhalt

 
1.) Ghana im Jahr der Wahl
 
2.) März 2016: Workshop in Ghana über „Childhood, Children and the Future: African and European perspectives in the 21st century“
 
3.) März 2016: Besuch von Dr. Henry Kam Kah, Historiker der Universität Buea ( Kamerun), in Berlin
 
4.)  April 2016: Podiumsdiskussion “Deutsche Kolonien in Afrika – ein Stück vergessene Geschichte (?)”, Politischer Salon Essen
 
5.) Mai 2016: 2. GLiS-Fachtagung zum Globalen Lernen in Kassel
 
6.) Juni 2016: DAJ-Eröffnung in Bonn. Ein neues Programm der Bundesregierung

7.) Juni 2016: XII. Arbeitstagung Gender Studies in der Historischen Pädagogik Wittenberg

 
8.) Juni 2016: Vortrag von Prof. Dr. Bea Lundt über Ghanas ersten Präsidenten Kwame Nkrumah im Rahmen der Ringvorlesung Uni Köln
 
9.) September 2016: Vortrag von Prof. Dr. Bea Lundt: „Wie bei Paracelsus und auch anders. Wassergeister als universales Motiv. Beispiele aus Europa und Afrika (Mami Wata)“, bei der Jahrestagung der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft in Bad Zurzach (Schweiz)
 
10.) Kooperation mit Schulprojekten der Nkonyaman-Foundation (Ghana)
 
11.) Seit September 2016: Ausstellung im Landesmuseum Hannover zum „Heiklen Erbe des Kolonialismus“ mit Klangproben eines Autoren des Bandes „Germany and its West-African Colonies„, Alhaji Alhassan Sulemana.
 
12.) Seit Oktober 2016: Recherchen und Absprachen für das Dissertationsprojekt von Nina Paarmann zu „Geschlechterwelten Westafrikas“
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13.) Forschungsaufenthalt von Prof. Dr. Bea Lundt in Ghana über Europa-Vorstellungen in Ghana (Schwerpunkt Thema Flüchtlinge aus Afrika in Europa), empirische Forschungen
 
14.) Oktober 2016: Tagung/workshop/Exkursion über den „Deutschen Kolonialismus in Ghana“ (VW-Forschungsprojekt)
 
15.) Oktober 2016: Kooperationsreise mit Prof. Lücke von der FU Berlin nach Ghana zur Begründung von Austausch-Projekten
 
16.) ASA-Fotostories 2016 – Bewegungsfreiheit
 

1.) Ghana im Jahr der Wahl 2016.

 
Das Land Ghana vor den Wahlen zum Parlament im Dezember 2016: Die Aufforderung, diese Wahlen friedlich zu vollziehen, ist ein fester Bestandteil vielfältiger Plakate, die eigentlich der Werbung für Konsumartikel dienen. Tatsächlich ist Ghana seit vielen Jahren eine stabile Demokratie.
 
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Ghana im Jahre 2016: das ist auch ein politisches Jubiläum. Vor 50 Jahren wurde der erste Präsident des unabhängigen Ghana, Kwame Nkrumah, durch einen Militärputsch gestürzt. Die Kontroversen um diese charismatische Gestalt changierten lange zwischen Extrempolen: er war ein Held oder er war ein Tyrann und Diktator. Doch haben sich im Laufe der Jahre die Positionen angenähert. Nkrumah ist heute vor allem ein stabiler „Erinnerungsort“, wie sein Mausoleum in der Hauptstadt Accra zeigt.
 
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2.) März 2016: Workshop in Ghana über „Childhood, Children and the Future: African and European perspectives in the 21st century“

 
Text des Call-for-Papers:
 
The attention to the life and living conditions of children and young people and their future prospects has been increasing worldwide for the last three decades. In spite of this attention dating back to the United Nations declaration of the Year of the Child in 1979, and subsequent child-centred policies, many of the world’s children continue to live not only in poverty but under total disregard. Besides, much of the corpus of knowledge driving the current notions of good childhood worldwide is drawn from research on western middleclass children. Research and voices from the non-western world are hardly heard, they barely influence or seriously impact the scientific notions of children, childhood and child development.
 
The proposed workshop seeks to bridge the gap by providing a platform for African and European concepts, research and ideas on childhood alike and by especially initiating a cross-cultural exchange and fertilization of ideas.
(Text: Andrea Kleeberg-Niepage)
 
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Das Programm des workshops finden Sie auf der Seite der Abteilung für Psychologie der Europa-Universität Flensburg unter:
 
http://www.uni-flensburg.de/fileadmin/content/abteilungen/psychologie/pdf-dateien/workshop2016-preliminary-programm-20160126.pdf
 
 

3.) März 2016: Besuch von Dr. Henry Kam Kah, Historiker der Universität Buea ( Kamerun), in Berlin

 
Dr. Henry Kam Kah, Historiker, University of Buea, (Cameroon) ist Kontaktpartner von Prof. Lundt seit 2011. Dr. Kam Kah, zur Zeit Gastprofessor (DAAD) an der Universität Düsseldorf,  besuchte vom 18.-20.3.2016  Prof. Dr. Bea Lundt in Berlin. Mit von der Partie waren auch Nina Paarmann, Masterstudentin an der Europa-Universität Flensburg sowie Therese Eno Ndum, Studentin aus Kamerun, die an der Düsseldorfer Uni Soziologie studiert. Neben den Absprachen über weitere gemeinsame Forschungen und Publikationen ging es auch um die Erkundung von Berlin aus Afrika-Perspektive:
 
In der Invalidenstrasse befinden sich Institut und Bibliothek der Humboldt-Universität Berlin für Asien- und Afrikawissenschaften.
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In dem Afrika-Institut der Humboldt-Universität trafen wir eine „alte“ Bekannte von Dr. Kam Kah: Dr. Pepetual Mforbe Chiangong. Sie stammt aus derselben Region in Kamerun wie er. Sie arbeitet dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich „Afrikanische Literaturen und Kulturen“ seit 2012 (DAAD).
 
Wichtig für Dr. Kam Kah war in Berlin vor allem auch der Ort, an dem die Afrika-Konferenz 1884-1885 (auch Kongo-Konferenz genannt) stattfand. Das entsprechende Gebäude in der Wilhemstr. ist inzwischen abgerissen. Dort findet sich aber eine Gedenktafel mit Kommentaren.
 
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Weitere Informationen zu Henry Kam Kah finden Sie auf der SeiteKontaktpartner in Kamerun auf diesem blog.

4.)  April 2016: Podiumsdiskussion “Deutsche Kolonien in Afrika – ein Stück vergessene Geschichte (?)”, Politischer Salon Essen

Veranstalter: gesichter-afrikas / EXILE Kulturkoordination
e.V.Auf dem Podium:
 
Prof. Bea Lundt, Historikerin, Ghana / ehem. Europa-Universität Flensburg
Hanns Lessing, Referent der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen
Israel Kaunatjike, Bündnis “Völkermord verjährt nicht” / Berlin Postkolonial e.V.
Dr. Henning Melber, Dag Hammarskjöld Stiftung Uppsala
 
Moderation:
Claus Stäcker, Deutsche Welle
 

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Auf diesem Foto: Bea Lundt l Foto: Lisa-Marie Davies

 
Den Veranstaltungsbericht „Noch lange nicht Geschichte“ von Lisa-Marie Davies finden Sie auf der homepage von Kultur.Kino.Ruhr unter: https://www.trailer-ruhr.de/kolonialismus-afrika-deutschland
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Veranstalter: gesichter-afrikas / EXILE Kulturkoordination e.V.
 
Informationen zu den Veranstaltern finden Sie unter:
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Politischer Salon Essen: http://www.schauspiel-essen.de/extras/politischer-salon-essen.htm
 
gesichter-afrikas:
http://www.gesichter-afrikas.de/
 
EXILE Kulturkoordination e.V.:
http://exile-ev.de/de
 

5.) Mai 2016: 2. GLiS-Fachtagung zum Globalen Lernen in Kassel

 
02.- 03. Mai 2016 in Kassel, CVJM-Tagungshaus
 
Veranstaltet wurde die Tagung von GLiS (Globales Lernen in der Schule) im Comenius-Institut, Evangelische Arbeitsstätte für Erziehungswissenschaft e.V., in Kooperation mit ENSA – Entwicklungspolitisches Schulaustauschprogramm, gefördert von Engagement Global im Auftrag des BMZ.
 
Die Tagung in Kassel zum Thema „Globales Lernen und Begegnungsreisen“, die Anfang Mai 2016 in Kassel stattfand, brachte Menschen zusammen, die Erfahrungen mit der Organisation von Programmen für Reisen in den Globalen Süden organisieren. Es waren vor allem viele Afrikaner und Afrikanerinnen dabei. Die ausführliche Dokumentation dieser Tagung ist hier nachzulesen/anzuschauen. Sie enthält einen Überblick als kurzen Film, aber auch zentrale Referate und Manuskripte:
 
http://fachstelle-glis.de/begegnungsreisen/
 

 

6.) Juni 2016: DAJ-Eröffnung in Bonn. Ein neues Programm der Bundesregierung

 
Ein neues deutsch-afrikanisches Jugendprogramm (DAJ) ist seit dem 1.7. 2016 freigeschaltet. Bei der Auftaktveranstaltung am 30. Juni-1. Juli in Bonn war Frau Lundt dabei.
 
Dieses Programm soll (nach dem erfolgreichen Vorbild der deutsch-französischen Jugendbegegnung) in Kooperation mit der Afrikanischen Union (AU) fachorientierte Begegnungen in beide Richtungen fördern. Dabei ist wichtig, daß die Wünsche der afrikanischen Partner berücksichtigt werden und auch Afrikanische Jugendliche (das sind Menschen bis 32 Jahre) nach Deutschland kommen und hier Förderung erfahren.
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Auch zivilgesellschaftliche Träger (Vereine, Kirchen…) können Anträge stellen.
 
Infos unter: https://daj.engagement-global.de/die-daj.html
 

7.) Juni 2016: XII. Arbeitstagung Gender Studies in der Historischen Pädagogik Wittenberg

 
24.-25.6.2016 an der Leucorea Wittenberg, Collegienstr. 62, 06886 Lutherstadt WittenbergAuf der 12. Arbeitstagung „Gender Studies in der Historischen Pädagogik“ in der Leucorea Wittenberg vom 24.-25. Juni 2016 werden auch zwei Vorträge über Afrika gehalten und kommentiert werden. Hier das Programm:
 
Programm_Gender Studies HistEW_final (2)Der Tagungsbericht von Lilli Rittiens (Köln) erschien in dem Online-Magazin „Historische Bildungsforschung“ Darin werden auch die beiden Beiträge über Afrika (von Lundt und Paarmann) kommentiert sowie andere Beiträge zur traskulturellen Erforschung von Bildung und Erziehung.Den Tagungsbericht finden Sie hier:
Tagungsbericht Leucorea Wittenberg, 2016
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Sowie auf H-Soz-und-Kult unter:
http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-6677
 

8.) Juni 2016: Vortrag von Prof. Dr. Bea Lundt über Ghanas ersten Präsidenten Kwame Nkrumah im Rahmen der Ringvorlesung Uni Köln

 
am 29.06.2016 im Rahmen einer Ringvorlesung an
der Universität Köln:Plakat_RingVL_SoSe 16_Didaktik und Europa
 

9.) September 2016: Vortrag von Prof. Dr. Bea Lundt: „Wie bei Paracelsus und auch anders. Wassergeister als universales Motiv. Beispiele aus Europa und Afrika (Mami Wata)“, bei der Jahrestagung der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft in Bad Zurzach (Schweiz)

 
auf Einladung der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft  auf ihrer Jahrestagung 2016, 30.9.-2.10. in Bad Zurzach (Schweiz)
 

10.) Kooperation mit Schulprojekten der Nkonyaman-Foundation (Ghana)

 

Seit 2010 bin ich beteiligt an den Projekten, die in der Volta-Region in dem kleinen Ort Wurupong stattfinden, um dort die Schulsituation zu verbessern. Ein Speech-and-Price-Giving-Day, der jedes Jahr im Herbst stattfindet, soll die Motivation aller Beteiligten für schulisches Lernen in dem Ort verbessern. An einem allgemeinen Feiertag der gesamten Dorfgemeinschaft werden Preise an die besten Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Fächern vergeben, und es werden Reden über die Schulsituation gehalten, die die Auseinandersetzung mit diesem Bereich und die Verantwortlichkeit der ganzen Gemeinschaft für den Nachwuchs vorantreiben und stärken. So kommt es auch zu einer verbesserten Kooperation der örtlichen Schulbehörden mit den traditionellen Autoritäten der Dorf-Gemeinschaft und den Schulen. Inzwischen ist das Problem der Jahre vor 2010 beseitigt: kein einziger Schüler bzw. keine einzige Schülerin absolvierte den Abschluss der Junior Secondary School so erfolgreich, dass er oder sie eine weiterführende Schule (gymnasiale Oberstufe) hätte besuchen können. Seit Ende 2014 gibt es aber wieder erfolgreiche Absolventen und Absolventinnen. Sie wechseln auf die gymnasiale Oberstufe und bereiten sich dort auf einen Abschluss vor, der dem „Abitur“ entspricht, also eine Voraussetzung für ein Hochschulstudium darstellt.

 

Träger der Initiative und der Aktivitäten ist die ghanaische Organisation „Nkonyaman-Foundation“, die von Dr. Kwadjoe Fordjor und Ingrid Fordjor geleitet und repräsentiert wird. In den Jahren 2010 bis 2013 waren jeweils Gruppen von sechs Lehramtsstudierenden der Europa-Universität Flensburg mit einem Schulpraktikum beteiligt. Die Studierenden unterrichteten jeweils vier bis sechs Wochen in den sechs Schulen des Ortes und präsentierten die Ergebnisse der Arbeit auf Stellwänden am Speech-and-Price-Giving-Day, sodaß die gesamte Community sich von den Erfolgen des schulischen Lernens ein Bild machen konnte.

 

Das Ehepaar Fordjor setzt die Arbeit an den Schulprojekten in Wurupong fort. Sie veranstalten Aktivitäten wie workshops zur Lehrerfortbildung und zur Verbesserung des schulischen Lernens (etwa durch die eigene Produktion von Unterrichtsmaterialien). Ihre Arbeit wird finanziell weitgehend getragen von privaten Spenden aus Deutschland, die über den von mir gegründeten Verein „Cultural Diversity e.V.“ unterstützt und abgewickelt wird. Auch die auf Schulprojekte in Afrika spezialisierte Hilfsorganisation Rainbow hat diese Arbeit mitgetragen.
In diesem Jahr findet zum bereits 7. Mal ein solcher Feiertag statt, der Schülerinnen und Schüler für ihre Leistungen prämiiert und die Gemeinschaft motiviert, das Lernen und die Schullaufbahn der Kinder zu unterstützen.
Informationen über die Arbeit in Wurupong (inklusive von Dokumentationen der Arbeit der Lehramtsstudierenden der Europa-Universität Flensburg 2010 bis 2013) finden Sie in dem blog von Frau Fordjor unter: Schulenwurupong.blogspot.com
 
Wie in jedem Jahr diente die Ghanareise 2016 auch diesmal dazu, auch die Kontaktpartner und Repräsentanten*innen der ghanaischen Nkonyaman-Foundation for Educational Development zu besuchen und mit ihnen den Stand der Projekte zu besprechen, die in Kooperation zwischen ihnen und dem Verein „Cultural Diversity e.V.“ aus Flensburg/Berlin durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang fand am 06.11.2016 ein Besuch der Achimota-Schule bei Accra statt, um  Stipendiat*innen zu besuchen.Viele der „African Leader“ wurden an dieser Schule, das als Internat aus kolonialer Tradition stammt, ausgebildet. Sie gilt als Eliteschule mit hohen Anforderungen an die Leistungen der Absolventen*innen. Die Aufnahmebedingungen setzen daher ein herausragendes Qualifikationsprofil voraus, das unabhängig von der sozialen Herkunft der Bewerber*innen ist. Die  University of Ghana in Legon bei Accra wurde erst später gegründet, um den Absolventen*innen der Internate aus kolonialer Tradition eine aufbauende Ausbildung zu ermöglichen.
 
Die Achimota-Schultracht besteht für die jungen Frauen in einem langen Kleid, das immer aus demselben bedruckten Stoff genäht wird. Verschiedene Farben kennzeichnen die Jahrgangs- und Altersstufen der Trägerinnen. Das Wappen der Schule zeigt eine stilisierte Klavier-Tastatur, die das Zusammenwirken von schwarzen und weißen Tasten zu einem harmonischen Klang symbolisieren soll. Zudem sind auch verschiedene Portraits der Gründer und der prominenten Leiter der Schule auf dem Stoff abgebildet.
 

 

Patricia Fordjor aus der kleinen Stadt Wurupong in der Volta-Region in Ghana bestand die Aufnahmeprüfung an der renommierten Eliteschule mit Internat aus kolonialer Tradition als eine der besten Kandidatinnen und wurde daher gerne an dieser Schule aufgenommen. Als Halb-Waise hatte sie sich durch ihre herausragenden Leistungen und ihre persönliche Notlage (es gibt noch einen jüngeren Bruder) für das Stipendium qualifiziert.
 
Die Stipendiatin  freute sich über den Besuch an ihrem ersten öffentlichen Besuchstag auf der neuen Schule und zeigte stolz und glücklich ihren Schlafplatz in dem Dormitorium mit ca. 50 Doppelstock-Betten. Jede der Schülerinnen und Schüler hat zudem ein eigenes abschließbares Fach für persönliche Habseligkeiten. Patricia  erhielt bei diesem Besuch ein Extra-Essen, ein Buch sowie ein Taschengeld, das entsprechend den strengen Normen der Schule begrenzt war.
 

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Dieses Foto zeigt Prof. Dr. Bea Lundt und Dr. Kwadjoe Fordjor, den Repräsentanten der Nkonyaman-Foundation Accra, mit der Schülerin Patricia im Hof für Besucher*innen von Schülerinnen der Achimota-Schule. l Foto: Nina Paarmann

 

11.) Seit September 2016: Ausstellung im Landesmuseum Hannover zum „Heiklen Erbe des Kolonialismus“ mit Klangproben eines Autoren des Bandes „Germany and its West-African Colonies„, Alhaji Alhassan Sulemana.

 
In Hannover gibt es 2016 eine Ausstellung, die das „Heikle Erbe“ des Deutschen Kolonialismus  thematisiert. Sie verfolgt dabei „Koloniale Spuren bis in die Gegenwart“, so der Untertitel der Ausstellung. Ein Autor des Buches „Germany and its West-African Colonies“ war bei den Recherchen während der Vorbereitung sehr gefragt: Alhaji Alhassan Sulemana gab schon 2011 während der Tagung in Winneba (Ghana) faszinierende akustische Proben der bis in die Gegenwart fortbestehenden Rezeption des Deutschen Kolonialismus im Norden Ghanas durch Dialoge mit Trommeln und andere traditionelle Instrumente. Er hat sich nun bereiterklärt, für diese Ausstellung Klangproben zur Verfügung zu stellen. Die Ausstellung hat Beispiele seiner Arbeit aufgenommen.
 
Sie findet statt vom 30.09.2016 – 26.02.2017.
 
Weitere Infos finden Sie auf dem Flyer der Ausstellung:
 
landesmuseum-hannover
 
ausstellung-hannover-2016
 
Sowie auf der Homepage des Landesmuseums Hannover: http://www.landesmuseum-hannover.niedersachsen.de/startseite/sonderausstellungen/heikles_erbe/heikles-erbe-30-september-2016-bis-26-februar-2017-139276.html

 

12.) Seit Oktober 2016: Recherchen und Absprachen für das Dissertationsprojekt von Nina Paarmann zu „Geschlechterwelten Westafrikas“

 
Nina Paarmann reist seit 2011 als Studentin nach Westafrika. Sie absolvierte zunächst im Zuge ihres Studiums ein Schulpraktikum an einer Junior High School in Winneba. In den Folgejahren recherchierte sie für ihre Bachelor-Arbeit über „Frühkindliche Erziehung im internationalen Diskurs – am Beispiel Ghanas“. Soeben im Oktober 2016 hat sie ihre Master-Arbeit über „Geschlechterwelten Westafrikas – eine Analyse studentischer Selbstbilder“ fertiggestellt. Seit 2011 arbeitet sie zudem als studentische Hilfskraft in Frau Lundts Afrika-Projekten. Sie betreute drei Semester lang Prof. Yaw Ofosu-Kusi, den Gastprofessor aus Winneba, in Flensburg. Seit 2013 stellt sie diesen blog zusammen.In einer empirischen Untersuchung im Herbst 2015 hat sie einen Quellenkorpus von Interviews mit 25 Studierenden- sowie acht Experteninterviews erhoben. Die Analyse anhand von sechs ausgewählten Fallbeispielen setzte sich mit den Selbst- und Fremdbildern sowie den verschiedenen zusammenwirkenden und sich überschneidenden Faktoren im Sinne der Intersektionalität der Gender-Konzepte auf das Leben als Mann oder Frau der Studierenden zwischen traditionellen-, kolonialen- und globalen Orientierungsebenen auseinander. Damit hat sie ihr Studium im Herbst 2016 erfolgreich abgeschlossen.
 


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Diese Arbeit soll ab 2017 zur Dissertation ausgebaut werden. Absprachen und Umsetzungsmöglichkeiten dieses – in Kooperation mit afrikanischen Wissenschaftler*innen und Studierenden angelegten – Projektes haben im Oktober und November 2016 bereits an den Universitäten Winneba und Accra in Ghana stattgefunden. Weitere empirische Erhebungen sind für das Frühjahr 2017 in Ghana angestrebt.

 

13.) Forschungsaufenthalt von Prof. Dr. Bea Lundt in Ghana über Europa-Vorstellungen in Ghana (Schwerpunkt Thema Flüchtlinge aus Afrika in Europa), empirische Forschungen

 
Prof. Dr. Bea Lundt erhebt seit 2013 empirische Quellen in Form von qualitativen Interviews mit Afrikanerinnen und Afrikanern. Interviews zu dem Themenkomplex „Was wissen und denken Westafrikaner*innen über Europa?“ wurden in drei Einzelaktionen mit unterschiedlichen Schwerpunkten durchgeführt. Bei der ersten Interviewaktion 2014 wurden zunächst junge Studierende und andere junge Ghananer*innen befragt. Erste Ergebnisse der Erhebung wurden in einem Aufsatz von Prof. Dr. Yaw Ofosu-Kusi in dem Tagungsband „Global Perspectives on Europe. Critical Spotlights from five Continents“ (Bea Lundt/ Sophie Wulk Eds.) präsentiert. Bei einer ersten Auswertung im Gespräch mit dem Historiker Prof. Kofi Darkwah (Accra) regte dieser an, vergleichend ältere Lecturer ghanaischer Universitäten zu befragen. Diesem Vorschlag wurde bei einer 2. Interviewaktion 2015 entsprochen.
 
2016 ging es nun darum, ein aktuelles Thema miteinzubeziehen: die Flüchtlingsfrage.
 

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Dieses Foto zeigt (v.l.): Justina Akansor, Prof. Dr. Bea Lundt, Jacob Oppong-Ankansah sowie Nancy Andoh. Alle drei sind Studierende im Fachbereich Social Studies an der UEW, Justina führt selber Seminare in Geschichte durch. l Foto: Nina Paarmann

 

14.) Oktober 2016: Tagung/workshop/Exkursion über den „Deutschen Kolonialismus in Ghana“ (VW-Forschungsprojekt)

 
27. – 30.10. 2016: Tagung und Exkursion zum Thema des „Deutschen Kolonialismus in Ghana“ (Tagung in Accra sowie Exkursion nach Ho und Kpando in der Volta Region/ Ghana).
 
Tagung und Präsentation der bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojekts
 
Eine Präsentation im Zusammenhang mit dem VW-Forschungsprojektunter Leitung von Dr. Wazi Apoh, Archäologe an der University of Ghana Legon (Accra)
 

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Auf diesem Foto: Dr. Wazi Apoh bei der Vorstellung seines VW-geförderten Projektes an der University of Ghana Legon, Accra. Foto: Nina Paarmann

 
Dr. Wazi Apoh, Head of Department Archäologie an dieser Hochschule, gräbt seit Jahren deutsche Kolonialgebäude in der Volta-Region in Ghana aus und plant eine Präsentation der gefundenen Artefakte in Museen. 2013 wurde ihm in diesem Zusammenhang von der VW-Stiftung ein dreijähriges Forschungsprojekt aus dem Programm „Knowledge for Tomorrow. Postdoctoral Fellowships in the Humanities in Sub Saharan Africa and North Africa” bewilligt.  Angesichts der erfolgreichen Arbeit wurde dieses  2016 um zwei weitere Jahre verlängert. Prof. Lundt verfolgt und unterstützt seine Aktivitäten seit 2010. Anschlussprojekte bzw. ein Ausbau der bisher gewonnenen Ergebnisse sind angedacht.
 
Vom 27. – 31. Oktober 2016 wurden die Mentoren des Projektes von Dr. Wazi Apoh zu einer Tagung an der University of Ghana Legon eingeladen, auf welcher der aktuelle Stand des Projektes aufgezeigt und die Aktivitäten für die kommenden zwei Jahre vorgestellt wurden. Neben einer Fortsetzung der Ausgrabungen stehen zudem jetzt die historische Aufbereitung und erinnerungskulturelle Einordnung der Funde im Fokus. Ca. 20 Studierende nahmen mit großem Interesse an der Tagung teil. Auch eine der an den Ausgrabungen beteiligten Studierenden stellte Ergebnisse vor.
 
Mentoren im VW-Projekt sind: Prof. Dr. Sebastian Conrad von der Freien Universität (FU) Berlin, Prof. Dr. Kodzo Gavua (University of Ghana Legon) sowie die Initiatorin Prof. Dr. Bea Lundt (Freie Universität Berlin, emeritierte Professorin an der Europa-Universität Flensburg) und Prof. Dr. Maria-Theresia Starzmann (New York). Nach der Projektvorstellung kommentierten die Mentoren die Darstellung.
 

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Exkursion zu den Ausgrabungsstätten der deutschen Kolonialgebäude in der Volta Region in Ghana
 
Im Anschluss an die Tagung fand zudem eine Exkursion zu den Ausgrabungsstätten in der Volta-Region statt.
 
Bisher wurde das heutige Ghana in der Fachliteratur immer nur als ehemals englische Kolonie eingeordnet. Vergessen wird dabei etwa, dass die heute zu Ghana gehörende Volta-Region während der Kolonialzeit ein Teil des deutschen Schutzgebietes Togoland war, in dem vor allem Mitglieder der Ethnie der Ewe leben, die auch in dem benachbarten Teil von Ghana die dominante Bevölkerungsgruppe darstellen. Bei den Bewohnern der Region ist daher der deutsche Einfluss länderübergreifend noch sehr gegenwärtig. Es ist der Verdienst von Dr. Wazi Apoh, auf diesen Zusammenhang hingewiesen zu haben. Die Rekonstruktion der von Deutschen erbauten und inzwischen verfallenden Gebäude ist für die Erinnerungskultur der Menschen von großer Bedeutung.
 

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*** Eine ausführliche Kommentierung der Exkursion wird in Kürze folgen. ***
 

15.) Oktober 2016: Kooperationsreise mit Prof. Lücke von der FU Berlin nach Ghana zur Begründung von Austausch-Projekten

 
Vom 18.-26. Oktober 2016 reiste Prof. Dr. Bea Lundt, die seit 2009 Kontakte mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen Westafrikas aufbaut und pflegt, gemeinsam mit dem Historiker und Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Martin Lücke von der FU Berlin und Nina Paarmann, M.Ed. und Doktorandin nach Ghana, um die bestehenden Kooperationen mit Universitäten Ghanas ab 2017 mit der FU Berlin weiterzuführen und konzeptionell auszuweiten.
 
Intention der Absprachen 
 
Dabei soll insbesondere ein Austausch von Wissenschaftler*innen und Studierenden beider Länder in den Bereichen Forschung und Lehre stattfinden; einseitige Besuche deutscher Studierender und Wissenschaftler*innen nach Ghana sind, insbesondere durch die neuen Richtlinien und Forderungen der Agenda 2030 sowie der postcolonial studies, ohne Gegeneinladungen der Partner und Partnerinnen des Globalen Südens nicht länger tragbar. Deshalb wurde jetzt über ein Austauschprogramm verhandelt, bei dem Lehramts-Studierende in jedem Jahr aus Berlin nach Ghana reisen und von Ghana nach Berlin. DerOrientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung erschien soeben 2015 in der 2. Auflage, zum ersten Mal ist auch das Fach Geschichte repräsentiert. Die darin genannten Modelle für die „fachliche Umsetzung“ des Globalen Lernens bedürfen der Erweiterung, die in Kooperation mit Repräsentant*innen afrikanischer Länder erarbeitet werden muss. Dazu soll das Austauschprogramm beitragen.
 
Gespräche über entsprechende Pläne haben sowohl mit dem Office of International Affairs sowie dem Department of History der University of Education in Winneba (UEW) stattgefunden. Thematisch fokussiert werden sollen dabei die Aufarbeitung des transatlantischen Sklavenhandels, des Kolonialismus und des anti-kolonialen Widerstandes sowie deren Repräsentation in Universität, Schule und Öffentlichkeit.
 
UNESCO-Weltkulturerbe: Die Castles in Westafrika
 
Die europäischen Länder Portugal, Holland, Frankreich, Großbritannien, Brandenburg-Preußen, Dänemark  und Schweden bauten seit dem 15. Jahrhundert entlang der westafrikanischen Küste Handelsniederlassungen und Forts, die bald auch dem Handel mit Sklaven dienten, an dem sich auch die einheimischen Chiefs beteiligten. Diese Gebäude wurden von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbesaufgenommen. Einige dieser Burgen sind bis heute gut erhalten und dienen der Erinnerung an die Kolonialzeit. Das gilt vor allem für Cape Coast Castle, das ein Museum enthält und als Erinnerungsort mit Buchläden und anderen Geschäften ausgebaut wurde. Es dient auch als Ausstellungsraum für Künstler. Dort findet eine Führung nach der anderen durch die renovierten Gebäude statt. Direkt hinter der Burg befindet sich die Universität Cape Coast.
 

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Vor allem Schulklassen besichtigen die Gebäude. Aber auch viele Amerikaner afrikanischer Abstammung suchen hier ihre Wurzeln. Auf die politische Bedeutung dieses Ortes wies vor allem auch der amerikanische Präsident Barack Obama hin, als er  zu Beginn seiner Regierungszeit das Castle besuchte.
 
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Der Präsident mit seiner Frau Michelle und Tochter Malia beim Besuch von Cape Coast Castle im Jahre 2009.
 
Durch eine ‚Door of no return‘, wurden die Sklaven zu den Schiffen gebracht, die sie als Arbeitskräfte auf die Westindischen Inseln führten. Diese Pforte trägt von außen einen anderen Namen: sie wurde umbenannt in ‚Door of return‘ – ein aktiver Akt der erinnerungskulturellen Bewältigung der Vergangenheit. Direkt hinter dieser Tür liegt auch heute noch der lebendige Fischerhafen.
 

 
Nahe bei dem Castle befindet sich der ‚Viktoria-Park‘, in dessen Mitte eine Büste an die Herrschaftszeit durch die englische Königin Viktoria (1819 – 1901) erinnert, die das Leben im heutigen Ghana als der Kolonie ‚Gold Coast‘ prägte. Kinder spielen dort Fußball und direkt hinter dem idyllischen Park befinden sich Werkshallen und Bauruinen.
 
Menschenrechtserziehung an der University of Education Winneba (UEW) und in Berlin
 
An der ‚University of Education Winneba‘ in dem kleinen Fischerort Winneba, ca. 2 Stunden mit dem Auto von Cape Coast entfernt, ebenfalls an der Atlantikküste gelegen, findet vor allem die Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen statt.  Ein Master-Studiengang widmet sich dem Thema „Menschenrechte“.
 
Wir konnten an der feierlichen Eröffnung des neuen „Center for Conflict, Human Rights and Peace Studies“ teilnehmen. Die Public Lecture zum Thema „Importance of Conflict, Human Rights, and Peace Studies in Present Development Discourse“ hielt Dr. Colm Thomas O. Cuanachain, Senior Director, Office of the Secretary General, Amnesty International (St. Albans, Hertfordshire, Großbritannien).
 
Das Programm des neuen Centers findet sich auf dem flyer:
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Die Homepage des Instituts der UEW finden Sie unter:
http://publications.uew.edu.gh/2015/galleries/public-lecture-conflict-human-rights-and-peace-studies
 
Angedacht ist eine gemeinsame Konferenz zum Thema ‚Human Rights Education‘ 2017. Denn hier treffen sich Interessen und Kompetenzen in besonders aktueller Weise.
 
Prof. Lücke hat soeben im Herbst 2016 ein Werk zu diesem Thema (mit)herausgegeben: „Handbook History Leraning and Human Rights Education“ und aus diesem Anlass ein internationales Symposion veranstaltet zum Thema: „Education for Change. Combining History Learning and Human Rights Education in Formal, Non-Formal and Higher Education“. Dabei wurde auch eine weitere Neuerscheinung präsentiert: „Crossing Borders. Combining Human Rights Education and History Education“. Das Programm der Konferenz finden Sie unter:
http://www.historyandhumanrights.de/_media_design/Conference/20160830_Invitation_Conference_Final.pdf
 

 
Ein Memorandum of Understanding (MoU) zwischen der ghanaischen Universität in Winneba und der Freien Universität Berlin ist in Vorbereitung.
 
Besuch der University of Ghana in Legon bei Accra (UG)
 
Weitere Gespräche über Kooperationen im Fach Geschichte gab es mit Kollegen und Kolleginnen der University of Ghana in Legon bei Accra (UG).
 
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Prof. Lundt und Prof. Lücke vor dem Department of History auf dem Campus der University of Ghana Legon. I Foto: Nina Paarmann

 
Prof. Lundt und Prof. Lücke vor dem Department of History auf dem Campus der UG. Links auf der Tafel findet sich das Symbol des Sankofa. In der Tradition der Adinkra-Symbole verkörpert dieser Vogel das Fach Geschichte: „Blick zurück und begründe darauf Deine Gegenwart“. Das Symbol ist in Ghana allgegenwärtig und befindet sich auch auf vielen Gebrauchsgegenständen des Alltags. Auf der rechten Seite findet sich das Wappen der UG. Dieses zeigt ebenfalls eines der Adinkra Symbole: „Dwennimmen“ oder „The ram’s horns“ und steht für „Demut und Weisheit/ Stärke“. (Eine Übersicht der verbreitetsten Symbole sowie deren Bedeutungen und Ursprünge finden Sie, zusammengestellt von Valentina A. Tetteh, unter folgendem link: http://www.stlawu.edu/gallery/education/f/09textiles/adinkra_symbols.pdf)
 
An dieser Hochschule in der Hauptstadt Ghanas lehrte  auch derSoziologe Norbert Elias  (1897-1990) von 1962-1964 als Professor. Er hatte die Funktion des „Head of Department“ am Institut für Soziologie inne.
 
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Das Foto zeigt Prof. Lücke zusammen mit Prof. Michael P.K. Okyerefo. l Foto: Nina Paarmann

 
Das Foto zeigt Prof. Lücke zusammen mit Prof. Michael P.K. Okyerefo, dem heutigen Head of Department of Sociology. School of Social Sciences der Universität Legon. Eine Tafel in dem Gebäude nennt die Namen der Leiter des Institutes seit 1948; darunter auch Norbert Elias. Prof. Okyerefo führte uns stolz zu dieser Übersicht und wies auf den Namen von Norbert Elias. Dieser habe ihn selber bei seinen Forschungen sehr beeinflusst, so berichtete er. Und sein Einfluss sei an der UG noch immer wirksam.
 
Bei den Repräsentant*innen deutscher Organisationen in Accra (Ghana)
 
Neben Kooperationsgesprächen mit den beiden Universitäten in Winneba und Legon besuchte die Delegation der FU auch Repräsentant*innen der deutschen Außen- und Kulturpolitik in Ghana: die Deutschen Botschaft, das Goethe Institut und den DAAD. Alle drei haben seit 2009 den Aufbau unserer Kooperationen unterstützt und eine Reihe von Projekten durch Finanzierungen ermöglicht.
 
Der deutsche Botschafter, Christoph Retzlaff, sowie die Referentin für Kultur, Wirtschaft und Presse, Gesine Spatz, informierten sich beim unserem Besuch über die aktuellen Entwicklungen unserer Projekte. Die Deutsche Botschaft hat bereits 2011 eine Tagung über den deutschen Kolonialismus in Westafrika in Ghana eröffnet und gefördert. Zudem finanzierte sie 2013 die Publikation der Erträge der Konferenz sowie 2015 ein Exkursions-Projekt mit Studierenden aus Togo, Flensburg und Winneba zu dem preußisch-brandenburgischen Fort „Groß Friedrichsburg“ zur Bearbeitung des Kolonialismus.
 
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Das Foto zeigt Bea Lundt und Martin Lücke auf dem Innenhof der deutschen Botschaft in Accra. l Foto: Nina Paarmann

 
Auf dem Programm stand auch ein Besuch im Goethe-Institut Accra. Es finanzierte 2012 eine Tagung, die in seinen Räumen stattfand sowie deren Publikation 2014. Außerdem gab es Gespräche mit der Repräsentantin des DAAD für Ghana, Berit Stoppa. Viele unserer Projekte der letzten Jahre waren DAAD-finanziert: so die Fact-Finding-Mission (FFM) nach Ghana 2009, die den Anstoß für alle weiteren Projekte gab. Außerdem die Gastprofessuren in Ghana von Prof. Lundt 2012 und 2013, die Gastprofessur von Prof. Ofosu-Kusi (Ghana) für drei Semester an der Europa-Universität Flensburg (2014-2015), verschiedene weitere Besuchsreisen zu Absprachen von afrikanischen Wissenschaftlern nach Deutschland und von deutschen nach Ghana, etwa auch eine weitere FFM zusammen mit Repräsentanten der Fachhochschule Flensburg 2014 sowie eine Vortragsreise (Prof. Lundt 2015). Seit 2010 wurden zudem jedes Jahr Schulpraktika von Lehramtsstudierenden aus Flensburg in Ghana durch eine Förderung aus dem PROMOS-Programm ermöglicht.
 
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Das Foto zeigt Bea Lundt und Martin Lücke vor dem Eingang des Goethe Instituts in Accra. l Foto: Nina Paarmann

 

16.) ASA-Fotostories 2016: „Bewegungsfreiheit“

 
https://asa.engagement-global.de/asa-foto-stories-2016.html

 

Als guter Abschluss von 2016 erschienen die Ergebnisse der ASA-Foto-Stories des Jahres im Netz. Was ist das?

 

Das ASA-Programm (https://asa.engagement-global.de/) ist die älteste und erfahrenste Organisation, die Studierende in Länder des Globalen Südens schickt; es entstand aus studentischer Initiative: die ersten ASA-Gruppen reisten in den Sechziger Jahren nach Afrika, Asien und Lateinamerika. Bei dem Deutschland-Besuch von John F. Kennedy 1963 wurde ein Gespräch zwischen ihm und ASAten*innen organisiert, da man dem amerikanischen Präsidenten junge Deutsche mit vorbildlich internationalem Niveau präsentieren wollte. Aufgrund der Erfahrungen mit diesen Reisen wurde das Programm inzwischen auf unterschiedlichen Ebenen erweitert: neben der professionellen Vorbereitungsphase spielt dabei vor allem auch die Nachbereitung und Einbindung nach der Rückkehr eine besondere Rolle. Dazu gehört die Dokumentation und (kollektive) Reflektion über die Reise zur Einordnung der mentalen Eindrücke sowie auch eine Auswertung des mitgebrachten Materiales.

 

Seit einigen Jahren wird dazu ein ASA-Fotowettbewerb ausgeschrieben, der unter einem bestimmten Motto steht bzw. ein Schlagwort oder mehrere Schlüsselthemen vorgibt, die multidimensional erschlossen werden sollen. Deutlich ist schon im Titel des Wettbewerbes die narrative Komponente: es wird eine Geschichte „erzählt“, die man selber erlebt hat; ein Dialog findet statt: sowohl mit den Dargestellten als auch mit den Rezipierenden. Vor allem der/die Einsendende selbst durchdenkt im Nachhinein die Situation, kommentiert und kontextualisiert in Sprache und Bild das festgehaltene Motiv aus der Erinnerung und in der Distanz der Gegenwart: eine Kommunikation auf verschiedenen Ebenen findet statt, in die unterschiedliche Perspektiven einfliessen. Auch verschiedene mediale Wege sind möglich, um diese Aktivität der Kommunikation zwischen den Kulturen auch „materiell“ zu dokumentieren, damit festzuhalten und für andere erfügbar zu machen. Die Anworten zu dem vorgegebenen Basisthema konnten 2016 in Form von kommentierten Fotos, Filmen, Gedichten oder anderen Texten eingereicht werden.

 

ASAte bzw. ASAtin ist man ein Leben lang. Seit ich 1972 selber als Studentin der Universität Köln mit dem ASA-Programm für drei Monate nach Westafrika fuhr, bin ich dem ASA verbunden. Zunächst als Vorbereitungsreferentin für ausreisende Studierendengruppen, dann als Professorin, die ihren eigenen Studierenden Erfahrungen in Afrika ermöglichte und sie dabei begleitete, und seit einigen Jahren auch als Mitglied der Jury der ASA-Foto-Stories. Zur Jury gehören Personen aus den verschiedensten Bereichen.

 

Der diesjährige Wettbewerb stand unter dem Oberbegriff „Bewegungsfreiheit“, mit dem ein breiter Raum eröffnet wurde, um die regionalen, inhaltlichen, symbolischen Bedeutungen von (selbstbestimmter) individueller und kollektiver Mobilität zwischen den Welten auszuleuchten. Die Jury kommentiert die Produkte anhand eines vorgegebenen Leitfadens und trifft eine Vorauswahl; die Entscheidung über die gelungensten Ergebnisse ist den Studierenden vorbehalten. Die Auswahl fällt schwer, denn alle Arbeiten enthalten ja einen besonderen „Sinn“ für die Person, die sie einreicht. Daher werden viele der Antworten veröffentlicht.

 

 

Aufgrund dieser Anregung der ASA-Foto-Stories fand an der Europa-Universität Flensburg 2014 angesichts der Anwesenheit unseres Gastprofessors aus Ghana, Prof. Yaw Ofosu-Kusi , mit ihm ein Medien-workshop statt, in dem unter Anleitung eines professionellen und afrikaerfahrenen Filme-Machers mit den nach Ghana ausreisenden Studierenden Filme hergestellt und diskutiert wurden, mit denen die Studierenden sich in Ghana vorstellen wollten. Die ASA-Foto-Stories dienten dabei als Beispiel für eine Diskussion über den kultursensiblen Einsatz von Medien in der interkulturellen Arbeit.

 

Hier die best platzierten der diesjährigen ASA-Foto-Stories Ausschreibung zum Theme „Bewegungsfreiheit“:

 

1. Andreas Demler: „Bewegungsfreiheit“, aufgenommen in Limache (Chile) im November 2015

 

Zwei Männer sitzen sich in einem spartanisch eingerichteten Raum an einem Tisch gegenüber, zwischen ihnen ein Laptop. Der Mann links im Bild hat Dreadlocks und Bart und schaut direkt in die Kamera, während der junge Mann rechts im Bild nur halb zu sehen ist und ihn aufmerksam anschaut. Das Bild scheint die Momentaufnahme eines intensiven Gesprächs zu sein.
 

„Brujia, ein chilenischer Systemkritiker, der sein derzeitiges Denken und Handeln der Hinterfragung von Privilegien und Machtstrukturen widmet.  Durch intime Einblicke in sein (Innen-)Leben versucht er, zu reflektieren und Auseinandersetzung mit Kapitalismus, Klassismus und Kolonialismus anzuregen. Obwohl er (m)eine okzidentale Herkunft samt Kultur, Strukturen und Werten grundsätzlich ablehnt, nimmt er proaktiv Kontakt zur westlichen Welt auf und lädt zum Austausch auf Augenhöhe ein. In der abgelichteten Situation spricht er mit meinem Tandempartner und mir über (s)einen nachhaltigen Weg, sich etwas finanzielle Bewegungsfreiheit zu schaffen: dem Lehmbau. Das Gespräch schweift von Permakultur über Autokonstruktion hin zu seiner Vision: durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit um den Naturwerkstoff eine nachhaltige, finanzielle Existenzgrundlage schaffen, um sich so für das alltägliche ‚Überdierundenkommen‘ stark und für seine Ansichten mobil machen zu können.
Langsam glaube ich seine Realität zu verstehen und spüre, dass er sich nicht nur seiner, sondern vor allem auch meiner Bewegungsfreieheit weitaus bewusster ist, als ich selbst: Einer Wirklichkeit mit mehr Privilegien und weniger Hürden. Allein die Möglichkeit in seiner Küche sitzen und an diesem Gespräch teilhaben zu können führt mir die Privilegien meiner Herkunft und die damit einhergehenden, quasi uneingeschränkten und fast selbstverständlichen Freiheiten meines deutschen Passes vor Augen. Nur: Nutze ich sie verantwortungsbewusst und weise?“ (Andreas Demler)

 
2. Platz: Hannah Schmitz, aufgenommen in Hoi An (Vietnam) im Dezember 2015
 

Das gesamte Bild ist ausgefüllt mit kleinen aufgeblähten durchsichtigen Plastiktüten, die zur Hälfte mit Wasser und einem Algenblatt gefüllt sind. In jeder Tüte schwimmen ein oder mehrere Goldfische. Sie haben gerade einmal Platz um sich in der Tüte zu wenden.
 
„Dieses Motiv ist mir an einer Straßenecke begegnet, an der ein Mann Zierfische zum Verkauf anbot. Die Fische waren entweder einzeln oder zusammen in Plastiktüten an eine Halterung seines Mopeds gebunden. Die unnatürliche Begrenzung des Lebensraums dieser Fische spiegelt für mich die Einschnitte der Mobilität wider, die viele Menschen hinnehmen müssen. Wie die Plastiktüten auf dem Bild, fungieren in der menschlichen Welt Staatsgrenzen und Nationalitäten als unsichtbare Grenzen. Auch andere Faktoren beschneiden die Bewegungsfreiheit von Individuen – sei es die eigene Gesundheit oder ökonomische Ressourcen – so dass Menschen in ihren eigenen Beschränkungen „gefangen“ sind. (Hannah Schmitz)
 
3. Platz: Stefanie Beßler, aufgenommen in La Paz (Bolivien) im Juli 2015
 
Eine Großstadt, die umgeben von Bergen größtenteils in einem Tal liegt, wird aus der Perspektive einer Seilbahngondel abgebildet. Im Vordergrund des Bildes: Seile und einzelne Gondeln.
 
„Urbanes Landschaftsbild, geballtes Stadtzentrum, Hochhauslandschaft, architektonische Meisterwerke – das könnte die Beschreibung vieler europäischer Metropolen wie Frankfurt, Paris oder Madrid sein. Sie passt aber genauso gut zum unteren Drittel des Bildes, welches die Zona Sur von La Paz in Bolivien zeigt. Etliche moderne Hochhauskomplexe, Bürogebäude und eine riesige Shoppingmall reihen sich entlang bepflanzter Boulevards.
 
Diese Realität ist jedoch nicht der erste Eindruck, den man aus Reiseführern und von gängigen Reiseberichten über Bolivien oder La Paz bekommt. Darin werden oftmals die Salzwüste, kargen Steppenlandschaften und die typische „Cholitas“ propagiert. Natürlich ist das auch ein Teil des Landes oder der Stadt, aber eben nicht nur. Diese einseitige Darstellung reproduziert vorgefertigte Bilder, was auch bei der Auseinandersetzung mit diesem Stadtbild klar wird.
 
Vordergründig dienen die gespannten Drahtseile im Vordergrund der öffentlichen Verkehrsverbindung zwischen der höhsten Ebene der Stadt auf über 3800 bis 250 Höhenmetern weiter hinunter in die Zona Sur. Im unteren rechten Bildrand lassen sich Gondelkabinen der Telefèrico entdecken – die Seilbahn von La Paz. Sie verbindet die verschiedenen Stadtteile miteinander und soll den Pancenos und Pancenas die Fortbewegung erleichtern. Doch trotz der allgemeinen Zugänglichkeit durch erschwingliche Preise, beschränkt sich das Prestige-Projekt des Präsidenten Evo Moralen auf die geographische Mobilität der Menschen. Tiefgründiger betrachtet, ist das Leben in der wärmeren Zona Sur der bolivianischen Oberschicht vorbehalten. Somit kann der räumliche Abstieg aus den höheren Stadtvierteln und dem als „Armenviertel“ bezeichneten El Alto als soziale Vergegenwärtigung der gesellschaftlichen Abgrenzung interpretiert werden.
 
Dieses Bild ist im Rahmen meines ASA-Aufenthalts 2015 in La Paz bei einer Fahrt in der Teleférico-Seilbahn entstanden. Die Seilbahn ist als Tourismusattraktion in zahlreichen Reiseführern beschrieben, da sie wunderschöne Aussichten auf die einzigartige Topographie der Stadt bietet. Dass die Seilbahn zugleich Sinnbild für räumliche und soziale (Im-)Mobilität, wird oft nicht sofort bewusst wahrgenommen.“ (Stefanie Beßler)
 
2. 3. Platz: Lisa Wagner, aufgenommen in Manila (Philippinen)
 
Das Bild wurde hochkant aufgenommen und zeigt den Blick durch das kaputte Gitter eines Fensters auf einen Fluss, an dessen gegenüberliegendem Ufer sich aus allerlei Material zusammengebastelte Slumhütten aneinander reihen. Dahinter zeichnet sich am Horizont die Skyline einer Großstadt ab. Im Vordergrund sieht man unscharf und dunkel den Fensterrahmen und das kaputte Gitter.
 
Das Mittagessen mit den Kollegen ist vorbei, ich räume das Geschirr in die Küche. In einer halben Stunde kommen die Kids, die Afternoon Class, 35 Mädchen und Jungen zwischen 2 und 5 Jahren, die hier die Vorschule besuchen. Die Küche liegt genau über dem Klassenraum, in dem ich jeden Tag die beiden Lehrkräfte unterstütze. Unsere Schule wird finanziert von einer kleinen, philippinischen NRO, die Familien der Kinder müssen keinerlei Geld für den Unterricht, die Materialien oder die Schuluniform bezahlen. Sie liegt mittendrin in dem Teil Metro Manilas, der weithin als „Slum“ bekannt ist, in Balut, im Stadtteil Bondo. In meinem Rücken, auf der anderen Seite des Gebäudes, rauscht in diesem Moment der Smokey Mountain, nach dem die Gegend hier benannt ist. Er raucht je nachdem, wie der Wind sich dreht, direkt in meine Klasse, die keine Fensterscheiben mehr hat. Es ist ein Berg aus Müll, wortwörtlich, die ehemalige städtische Müllkippe. Aber jetzt, in der Regenzeit, ist er über und über bewachsen, oben auf dem Berg stehen kleine Häuser. Ein erstaunlich grüner Fleck in dieser Gegend Manilas und man gewöhnt sich an ihn. Beim Blick aus dem Fenster in der Küche bedeutet die Regenzeit, dass eventuell wieder ein Zuhause einer Familie weggespült wurde. Viele unserer Kids wohnen dort. Im Hintergrund sieht man einen Teil Metro Manilas, der aus hohen, glitzernden Glasgebäuden besteht.
 
Irgendwo dazwischen – nicht nur geographisch gesehen – wohnen mein Tandempartner und ich, in Dimasalang, einem Stadtteil, der für die Eltern unserer Kids erstrebenswert, für die Taxifahrer aus Makati ein no-go ist. Heute nach der Arbeit treffe ich eine Freundin aus Deutschland, die für drei Monate in Makati, dem Wissenschaftszentrum der Philippinen, in der deutschen Botschaft arbeitet. Ich fahre mit der Bahn, sie verbindet, ohne anzuhalten, beide Stadtteile. Einmal stand mein Kollege hier oben neben mir in der Küche, er zeigte durch das Loch im Fliegenschutzgitter nach draußen, in die Ferne: „One day I live there, when I am a rich man.“ Seitdem frage ich mich, ob der das Loch in das Gitter geschnitten hat, um besser raussehen zu können. Er beneidet mich um die Freiheit, mit der ich mich bewege, zwischen Manilas Stadtteilen, zwischen den philippinischen Inseln, auf denen ich in den Schulferien Urlaub gemacht habe, zwischen hier und Zuhause, zwischen den Kontinenten, zwischen den Kontinenten, den Welten. Jeden Tag schaue ich hier raus, aus diesem Schulgebäude, welches ein Symbol sein soll für einen ersten Schritt für die Kids, sich irgendwann, eines Tages, ebenso frei bewegen zu können, von hier weg, bis nach dahinten, zu den Hochhäusern. Ich frage mich immer, was sie da sollen, ganz allein, ohne ihre Familien.“ (Lisa Wagner)
 
 
(soweit nicht anders gekennzeichnet: Texte: Bea Lundt/ Nina Paarmann, Layout und Fotos: Nina Paarmann)