aktuelles im Jahre 2016
Inhalt
1.) Ghana im Jahr der Wahl
2.) März 2016: Workshop in Ghana über „Childhood, Children and the Future: African and European perspectives in the 21st century“
3.) März 2016: Besuch von Dr. Henry Kam Kah, Historiker der Universität Buea ( Kamerun), in Berlin
4.) April 2016: Podiumsdiskussion “Deutsche Kolonien in Afrika – ein Stück vergessene Geschichte (?)”, Politischer Salon Essen
5.) Mai 2016: 2. GLiS-Fachtagung zum Globalen Lernen in Kassel
6.) Juni 2016: DAJ-Eröffnung in Bonn. Ein neues Programm der Bundesregierung
8.) Juni 2016: Vortrag von Prof. Dr. Bea Lundt über Ghanas ersten Präsidenten Kwame Nkrumah im Rahmen der Ringvorlesung Uni Köln
9.) September 2016: Vortrag von Prof. Dr. Bea Lundt: „Wie bei Paracelsus und auch anders. Wassergeister als universales Motiv. Beispiele aus Europa und Afrika (Mami Wata)“, bei der Jahrestagung der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft in Bad Zurzach (Schweiz)
10.) Kooperation mit Schulprojekten der Nkonyaman-Foundation (Ghana)
11.) Seit September 2016: Ausstellung im Landesmuseum Hannover zum „Heiklen Erbe des Kolonialismus“ mit Klangproben eines Autoren des Bandes „Germany and its West-African Colonies„, Alhaji Alhassan Sulemana.
12.) Seit Oktober 2016: Recherchen und Absprachen für das Dissertationsprojekt von Nina Paarmann zu „Geschlechterwelten Westafrikas“
&nbps;
13.) Forschungsaufenthalt von Prof. Dr. Bea Lundt in Ghana über Europa-Vorstellungen in Ghana (Schwerpunkt Thema Flüchtlinge aus Afrika in Europa), empirische Forschungen
14.) Oktober 2016: Tagung/workshop/Exkursion über den „Deutschen Kolonialismus in Ghana“ (VW-Forschungsprojekt)
15.) Oktober 2016: Kooperationsreise mit Prof. Lücke von der FU Berlin nach Ghana zur Begründung von Austausch-Projekten
16.) ASA-Fotostories 2016 – Bewegungsfreiheit
1.) Ghana im Jahr der Wahl 2016.
Das Land Ghana vor den Wahlen zum Parlament im Dezember 2016: Die Aufforderung, diese Wahlen friedlich zu vollziehen, ist ein fester Bestandteil vielfältiger Plakate, die eigentlich der Werbung für Konsumartikel dienen. Tatsächlich ist Ghana seit vielen Jahren eine stabile Demokratie.
Ghana im Jahre 2016: das ist auch ein politisches Jubiläum. Vor 50 Jahren wurde der erste Präsident des unabhängigen Ghana, Kwame Nkrumah, durch einen Militärputsch gestürzt. Die Kontroversen um diese charismatische Gestalt changierten lange zwischen Extrempolen: er war ein Held oder er war ein Tyrann und Diktator. Doch haben sich im Laufe der Jahre die Positionen angenähert. Nkrumah ist heute vor allem ein stabiler „Erinnerungsort“, wie sein Mausoleum in der Hauptstadt Accra zeigt.
2.) März 2016: Workshop in Ghana über „Childhood, Children and the Future: African and European perspectives in the 21st century“
Text des Call-for-Papers:
The attention to the life and living conditions of children and young people and their future prospects has been increasing worldwide for the last three decades. In spite of this attention dating back to the United Nations declaration of the Year of the Child in 1979, and subsequent child-centred policies, many of the world’s children continue to live not only in poverty but under total disregard. Besides, much of the corpus of knowledge driving the current notions of good childhood worldwide is drawn from research on western middleclass children. Research and voices from the non-western world are hardly heard, they barely influence or seriously impact the scientific notions of children, childhood and child development.
The proposed workshop seeks to bridge the gap by providing a platform for African and European concepts, research and ideas on childhood alike and by especially initiating a cross-cultural exchange and fertilization of ideas.
(Text: Andrea Kleeberg-Niepage)
CfP_Workshop_Winneba_2016
Das Programm des workshops finden Sie auf der Seite der Abteilung für Psychologie der Europa-Universität Flensburg unter:
http://www.uni-flensburg.de/fileadmin/content/abteilungen/psychologie/pdf-dateien/workshop2016-preliminary-programm-20160126.pdf
3.) März 2016: Besuch von Dr. Henry Kam Kah, Historiker der Universität Buea ( Kamerun), in Berlin
Dr. Henry Kam Kah, Historiker, University of Buea, (Cameroon) ist Kontaktpartner von Prof. Lundt seit 2011. Dr. Kam Kah, zur Zeit Gastprofessor (DAAD) an der Universität Düsseldorf, besuchte vom 18.-20.3.2016 Prof. Dr. Bea Lundt in Berlin. Mit von der Partie waren auch Nina Paarmann, Masterstudentin an der Europa-Universität Flensburg sowie Therese Eno Ndum, Studentin aus Kamerun, die an der Düsseldorfer Uni Soziologie studiert. Neben den Absprachen über weitere gemeinsame Forschungen und Publikationen ging es auch um die Erkundung von Berlin aus Afrika-Perspektive:
In der Invalidenstrasse befinden sich Institut und Bibliothek der Humboldt-Universität Berlin für Asien- und Afrikawissenschaften.
&nbps;
In dem Afrika-Institut der Humboldt-Universität trafen wir eine „alte“ Bekannte von Dr. Kam Kah: Dr. Pepetual Mforbe Chiangong. Sie stammt aus derselben Region in Kamerun wie er. Sie arbeitet dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich „Afrikanische Literaturen und Kulturen“ seit 2012 (DAAD).
Wichtig für Dr. Kam Kah war in Berlin vor allem auch der Ort, an dem die Afrika-Konferenz 1884-1885 (auch Kongo-Konferenz genannt) stattfand. Das entsprechende Gebäude in der Wilhemstr. ist inzwischen abgerissen. Dort findet sich aber eine Gedenktafel mit Kommentaren.
&nbps;
Weitere Informationen zu Henry Kam Kah finden Sie auf der SeiteKontaktpartner in Kamerun auf diesem blog.
4.) April 2016: Podiumsdiskussion “Deutsche Kolonien in Afrika – ein Stück vergessene Geschichte (?)”, Politischer Salon Essen
Veranstalter: gesichter-afrikas / EXILE Kulturkoordination
e.V.Auf dem Podium:
Prof. Bea Lundt, Historikerin, Ghana / ehem. Europa-Universität Flensburg
Hanns Lessing, Referent der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen
Israel Kaunatjike, Bündnis “Völkermord verjährt nicht” / Berlin Postkolonial e.V.
Dr. Henning Melber, Dag Hammarskjöld Stiftung Uppsala
Moderation:
Claus Stäcker, Deutsche Welle
Den Veranstaltungsbericht „Noch lange nicht Geschichte“ von Lisa-Marie Davies finden Sie auf der homepage von Kultur.Kino.Ruhr unter: https://www.trailer-ruhr.de/kolonialismus-afrika-deutschland
&nbps;
Veranstalter: gesichter-afrikas / EXILE Kulturkoordination e.V.
Informationen zu den Veranstaltern finden Sie unter:
&nbps;
Politischer Salon Essen: http://www.schauspiel-essen.de/extras/politischer-salon-essen.htm
gesichter-afrikas:
http://www.gesichter-afrikas.de/
EXILE Kulturkoordination e.V.:
http://exile-ev.de/de
5.) Mai 2016: 2. GLiS-Fachtagung zum Globalen Lernen in Kassel
02.- 03. Mai 2016 in Kassel, CVJM-Tagungshaus
Veranstaltet wurde die Tagung von GLiS (Globales Lernen in der Schule) im Comenius-Institut, Evangelische Arbeitsstätte für Erziehungswissenschaft e.V., in Kooperation mit ENSA – Entwicklungspolitisches Schulaustauschprogramm, gefördert von Engagement Global im Auftrag des BMZ.
Die Tagung in Kassel zum Thema „Globales Lernen und Begegnungsreisen“, die Anfang Mai 2016 in Kassel stattfand, brachte Menschen zusammen, die Erfahrungen mit der Organisation von Programmen für Reisen in den Globalen Süden organisieren. Es waren vor allem viele Afrikaner und Afrikanerinnen dabei. Die ausführliche Dokumentation dieser Tagung ist hier nachzulesen/anzuschauen. Sie enthält einen Überblick als kurzen Film, aber auch zentrale Referate und Manuskripte:
http://fachstelle-glis.de/begegnungsreisen/
6.) Juni 2016: DAJ-Eröffnung in Bonn. Ein neues Programm der Bundesregierung
Ein neues deutsch-afrikanisches Jugendprogramm (DAJ) ist seit dem 1.7. 2016 freigeschaltet. Bei der Auftaktveranstaltung am 30. Juni-1. Juli in Bonn war Frau Lundt dabei.
Dieses Programm soll (nach dem erfolgreichen Vorbild der deutsch-französischen Jugendbegegnung) in Kooperation mit der Afrikanischen Union (AU) fachorientierte Begegnungen in beide Richtungen fördern. Dabei ist wichtig, daß die Wünsche der afrikanischen Partner berücksichtigt werden und auch Afrikanische Jugendliche (das sind Menschen bis 32 Jahre) nach Deutschland kommen und hier Förderung erfahren.
&nbps;
Auch zivilgesellschaftliche Träger (Vereine, Kirchen…) können Anträge stellen.
Infos unter: https://daj.engagement-global.de/die-daj.html
7.) Juni 2016: XII. Arbeitstagung Gender Studies in der Historischen Pädagogik Wittenberg
24.-25.6.2016 an der Leucorea Wittenberg, Collegienstr. 62, 06886 Lutherstadt WittenbergAuf der 12. Arbeitstagung „Gender Studies in der Historischen Pädagogik“ in der Leucorea Wittenberg vom 24.-25. Juni 2016 werden auch zwei Vorträge über Afrika gehalten und kommentiert werden. Hier das Programm:
Programm_Gender Studies HistEW_final (2)Der Tagungsbericht von Lilli Rittiens (Köln) erschien in dem Online-Magazin „Historische Bildungsforschung“ Darin werden auch die beiden Beiträge über Afrika (von Lundt und Paarmann) kommentiert sowie andere Beiträge zur traskulturellen Erforschung von Bildung und Erziehung.Den Tagungsbericht finden Sie hier:
Tagungsbericht Leucorea Wittenberg, 2016
v
Sowie auf H-Soz-und-Kult unter:
http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-6677
8.) Juni 2016: Vortrag von Prof. Dr. Bea Lundt über Ghanas ersten Präsidenten Kwame Nkrumah im Rahmen der Ringvorlesung Uni Köln
am 29.06.2016 im Rahmen einer Ringvorlesung an
der Universität Köln:Plakat_RingVL_SoSe 16_Didaktik und Europa
9.) September 2016: Vortrag von Prof. Dr. Bea Lundt: „Wie bei Paracelsus und auch anders. Wassergeister als universales Motiv. Beispiele aus Europa und Afrika (Mami Wata)“, bei der Jahrestagung der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft in Bad Zurzach (Schweiz)
auf Einladung der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft auf ihrer Jahrestagung 2016, 30.9.-2.10. in Bad Zurzach (Schweiz)
10.) Kooperation mit Schulprojekten der Nkonyaman-Foundation (Ghana)
Wie in jedem Jahr diente die Ghanareise 2016 auch diesmal dazu, auch die Kontaktpartner und Repräsentanten*innen der ghanaischen Nkonyaman-Foundation for Educational Development zu besuchen und mit ihnen den Stand der Projekte zu besprechen, die in Kooperation zwischen ihnen und dem Verein „Cultural Diversity e.V.“ aus Flensburg/Berlin durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang fand am 06.11.2016 ein Besuch der Achimota-Schule bei Accra statt, um Stipendiat*innen zu besuchen.Viele der „African Leader“ wurden an dieser Schule, das als Internat aus kolonialer Tradition stammt, ausgebildet. Sie gilt als Eliteschule mit hohen Anforderungen an die Leistungen der Absolventen*innen. Die Aufnahmebedingungen setzen daher ein herausragendes Qualifikationsprofil voraus, das unabhängig von der sozialen Herkunft der Bewerber*innen ist. Die University of Ghana in Legon bei Accra wurde erst später gegründet, um den Absolventen*innen der Internate aus kolonialer Tradition eine aufbauende Ausbildung zu ermöglichen.
Die Achimota-Schultracht besteht für die jungen Frauen in einem langen Kleid, das immer aus demselben bedruckten Stoff genäht wird. Verschiedene Farben kennzeichnen die Jahrgangs- und Altersstufen der Trägerinnen. Das Wappen der Schule zeigt eine stilisierte Klavier-Tastatur, die das Zusammenwirken von schwarzen und weißen Tasten zu einem harmonischen Klang symbolisieren soll. Zudem sind auch verschiedene Portraits der Gründer und der prominenten Leiter der Schule auf dem Stoff abgebildet.
Patricia Fordjor aus der kleinen Stadt Wurupong in der Volta-Region in Ghana bestand die Aufnahmeprüfung an der renommierten Eliteschule mit Internat aus kolonialer Tradition als eine der besten Kandidatinnen und wurde daher gerne an dieser Schule aufgenommen. Als Halb-Waise hatte sie sich durch ihre herausragenden Leistungen und ihre persönliche Notlage (es gibt noch einen jüngeren Bruder) für das Stipendium qualifiziert.
Die Stipendiatin freute sich über den Besuch an ihrem ersten öffentlichen Besuchstag auf der neuen Schule und zeigte stolz und glücklich ihren Schlafplatz in dem Dormitorium mit ca. 50 Doppelstock-Betten. Jede der Schülerinnen und Schüler hat zudem ein eigenes abschließbares Fach für persönliche Habseligkeiten. Patricia erhielt bei diesem Besuch ein Extra-Essen, ein Buch sowie ein Taschengeld, das entsprechend den strengen Normen der Schule begrenzt war.
11.) Seit September 2016: Ausstellung im Landesmuseum Hannover zum „Heiklen Erbe des Kolonialismus“ mit Klangproben eines Autoren des Bandes „Germany and its West-African Colonies„, Alhaji Alhassan Sulemana.
In Hannover gibt es 2016 eine Ausstellung, die das „Heikle Erbe“ des Deutschen Kolonialismus thematisiert. Sie verfolgt dabei „Koloniale Spuren bis in die Gegenwart“, so der Untertitel der Ausstellung. Ein Autor des Buches „Germany and its West-African Colonies“ war bei den Recherchen während der Vorbereitung sehr gefragt: Alhaji Alhassan Sulemana gab schon 2011 während der Tagung in Winneba (Ghana) faszinierende akustische Proben der bis in die Gegenwart fortbestehenden Rezeption des Deutschen Kolonialismus im Norden Ghanas durch Dialoge mit Trommeln und andere traditionelle Instrumente. Er hat sich nun bereiterklärt, für diese Ausstellung Klangproben zur Verfügung zu stellen. Die Ausstellung hat Beispiele seiner Arbeit aufgenommen.
Sie findet statt vom 30.09.2016 – 26.02.2017.
Weitere Infos finden Sie auf dem Flyer der Ausstellung:
ausstellung-hannover-2016
Sowie auf der Homepage des Landesmuseums Hannover: http://www.landesmuseum-hannover.niedersachsen.de/startseite/sonderausstellungen/heikles_erbe/heikles-erbe-30-september-2016-bis-26-februar-2017-139276.html
12.) Seit Oktober 2016: Recherchen und Absprachen für das Dissertationsprojekt von Nina Paarmann zu „Geschlechterwelten Westafrikas“
Nina Paarmann reist seit 2011 als Studentin nach Westafrika. Sie absolvierte zunächst im Zuge ihres Studiums ein Schulpraktikum an einer Junior High School in Winneba. In den Folgejahren recherchierte sie für ihre Bachelor-Arbeit über „Frühkindliche Erziehung im internationalen Diskurs – am Beispiel Ghanas“. Soeben im Oktober 2016 hat sie ihre Master-Arbeit über „Geschlechterwelten Westafrikas – eine Analyse studentischer Selbstbilder“ fertiggestellt. Seit 2011 arbeitet sie zudem als studentische Hilfskraft in Frau Lundts Afrika-Projekten. Sie betreute drei Semester lang Prof. Yaw Ofosu-Kusi, den Gastprofessor aus Winneba, in Flensburg. Seit 2013 stellt sie diesen blog zusammen.In einer empirischen Untersuchung im Herbst 2015 hat sie einen Quellenkorpus von Interviews mit 25 Studierenden- sowie acht Experteninterviews erhoben. Die Analyse anhand von sechs ausgewählten Fallbeispielen setzte sich mit den Selbst- und Fremdbildern sowie den verschiedenen zusammenwirkenden und sich überschneidenden Faktoren im Sinne der Intersektionalität der Gender-Konzepte auf das Leben als Mann oder Frau der Studierenden zwischen traditionellen-, kolonialen- und globalen Orientierungsebenen auseinander. Damit hat sie ihr Studium im Herbst 2016 erfolgreich abgeschlossen.
&nbps;
Diese Arbeit soll ab 2017 zur Dissertation ausgebaut werden. Absprachen und Umsetzungsmöglichkeiten dieses – in Kooperation mit afrikanischen Wissenschaftler*innen und Studierenden angelegten – Projektes haben im Oktober und November 2016 bereits an den Universitäten Winneba und Accra in Ghana stattgefunden. Weitere empirische Erhebungen sind für das Frühjahr 2017 in Ghana angestrebt.
13.) Forschungsaufenthalt von Prof. Dr. Bea Lundt in Ghana über Europa-Vorstellungen in Ghana (Schwerpunkt Thema Flüchtlinge aus Afrika in Europa), empirische Forschungen
Prof. Dr. Bea Lundt erhebt seit 2013 empirische Quellen in Form von qualitativen Interviews mit Afrikanerinnen und Afrikanern. Interviews zu dem Themenkomplex „Was wissen und denken Westafrikaner*innen über Europa?“ wurden in drei Einzelaktionen mit unterschiedlichen Schwerpunkten durchgeführt. Bei der ersten Interviewaktion 2014 wurden zunächst junge Studierende und andere junge Ghananer*innen befragt. Erste Ergebnisse der Erhebung wurden in einem Aufsatz von Prof. Dr. Yaw Ofosu-Kusi in dem Tagungsband „Global Perspectives on Europe. Critical Spotlights from five Continents“ (Bea Lundt/ Sophie Wulk Eds.) präsentiert. Bei einer ersten Auswertung im Gespräch mit dem Historiker Prof. Kofi Darkwah (Accra) regte dieser an, vergleichend ältere Lecturer ghanaischer Universitäten zu befragen. Diesem Vorschlag wurde bei einer 2. Interviewaktion 2015 entsprochen.
2016 ging es nun darum, ein aktuelles Thema miteinzubeziehen: die Flüchtlingsfrage.
14.) Oktober 2016: Tagung/workshop/Exkursion über den „Deutschen Kolonialismus in Ghana“ (VW-Forschungsprojekt)
27. – 30.10. 2016: Tagung und Exkursion zum Thema des „Deutschen Kolonialismus in Ghana“ (Tagung in Accra sowie Exkursion nach Ho und Kpando in der Volta Region/ Ghana).
Tagung und Präsentation der bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojekts
Eine Präsentation im Zusammenhang mit dem VW-Forschungsprojektunter Leitung von Dr. Wazi Apoh, Archäologe an der University of Ghana Legon (Accra)
Dr. Wazi Apoh, Head of Department Archäologie an dieser Hochschule, gräbt seit Jahren deutsche Kolonialgebäude in der Volta-Region in Ghana aus und plant eine Präsentation der gefundenen Artefakte in Museen. 2013 wurde ihm in diesem Zusammenhang von der VW-Stiftung ein dreijähriges Forschungsprojekt aus dem Programm „Knowledge for Tomorrow. Postdoctoral Fellowships in the Humanities in Sub Saharan Africa and North Africa” bewilligt. Angesichts der erfolgreichen Arbeit wurde dieses 2016 um zwei weitere Jahre verlängert. Prof. Lundt verfolgt und unterstützt seine Aktivitäten seit 2010. Anschlussprojekte bzw. ein Ausbau der bisher gewonnenen Ergebnisse sind angedacht.
Vom 27. – 31. Oktober 2016 wurden die Mentoren des Projektes von Dr. Wazi Apoh zu einer Tagung an der University of Ghana Legon eingeladen, auf welcher der aktuelle Stand des Projektes aufgezeigt und die Aktivitäten für die kommenden zwei Jahre vorgestellt wurden. Neben einer Fortsetzung der Ausgrabungen stehen zudem jetzt die historische Aufbereitung und erinnerungskulturelle Einordnung der Funde im Fokus. Ca. 20 Studierende nahmen mit großem Interesse an der Tagung teil. Auch eine der an den Ausgrabungen beteiligten Studierenden stellte Ergebnisse vor.
Mentoren im VW-Projekt sind: Prof. Dr. Sebastian Conrad von der Freien Universität (FU) Berlin, Prof. Dr. Kodzo Gavua (University of Ghana Legon) sowie die Initiatorin Prof. Dr. Bea Lundt (Freie Universität Berlin, emeritierte Professorin an der Europa-Universität Flensburg) und Prof. Dr. Maria-Theresia Starzmann (New York). Nach der Projektvorstellung kommentierten die Mentoren die Darstellung.
Exkursion zu den Ausgrabungsstätten der deutschen Kolonialgebäude in der Volta Region in Ghana
Im Anschluss an die Tagung fand zudem eine Exkursion zu den Ausgrabungsstätten in der Volta-Region statt.
Bisher wurde das heutige Ghana in der Fachliteratur immer nur als ehemals englische Kolonie eingeordnet. Vergessen wird dabei etwa, dass die heute zu Ghana gehörende Volta-Region während der Kolonialzeit ein Teil des deutschen Schutzgebietes Togoland war, in dem vor allem Mitglieder der Ethnie der Ewe leben, die auch in dem benachbarten Teil von Ghana die dominante Bevölkerungsgruppe darstellen. Bei den Bewohnern der Region ist daher der deutsche Einfluss länderübergreifend noch sehr gegenwärtig. Es ist der Verdienst von Dr. Wazi Apoh, auf diesen Zusammenhang hingewiesen zu haben. Die Rekonstruktion der von Deutschen erbauten und inzwischen verfallenden Gebäude ist für die Erinnerungskultur der Menschen von großer Bedeutung.
*** Eine ausführliche Kommentierung der Exkursion wird in Kürze folgen. ***
15.) Oktober 2016: Kooperationsreise mit Prof. Lücke von der FU Berlin nach Ghana zur Begründung von Austausch-Projekten
Vom 18.-26. Oktober 2016 reiste Prof. Dr. Bea Lundt, die seit 2009 Kontakte mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen Westafrikas aufbaut und pflegt, gemeinsam mit dem Historiker und Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Martin Lücke von der FU Berlin und Nina Paarmann, M.Ed. und Doktorandin nach Ghana, um die bestehenden Kooperationen mit Universitäten Ghanas ab 2017 mit der FU Berlin weiterzuführen und konzeptionell auszuweiten.
Intention der Absprachen
Dabei soll insbesondere ein Austausch von Wissenschaftler*innen und Studierenden beider Länder in den Bereichen Forschung und Lehre stattfinden; einseitige Besuche deutscher Studierender und Wissenschaftler*innen nach Ghana sind, insbesondere durch die neuen Richtlinien und Forderungen der Agenda 2030 sowie der postcolonial studies, ohne Gegeneinladungen der Partner und Partnerinnen des Globalen Südens nicht länger tragbar. Deshalb wurde jetzt über ein Austauschprogramm verhandelt, bei dem Lehramts-Studierende in jedem Jahr aus Berlin nach Ghana reisen und von Ghana nach Berlin. DerOrientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung erschien soeben 2015 in der 2. Auflage, zum ersten Mal ist auch das Fach Geschichte repräsentiert. Die darin genannten Modelle für die „fachliche Umsetzung“ des Globalen Lernens bedürfen der Erweiterung, die in Kooperation mit Repräsentant*innen afrikanischer Länder erarbeitet werden muss. Dazu soll das Austauschprogramm beitragen.
Gespräche über entsprechende Pläne haben sowohl mit dem Office of International Affairs sowie dem Department of History der University of Education in Winneba (UEW) stattgefunden. Thematisch fokussiert werden sollen dabei die Aufarbeitung des transatlantischen Sklavenhandels, des Kolonialismus und des anti-kolonialen Widerstandes sowie deren Repräsentation in Universität, Schule und Öffentlichkeit.
UNESCO-Weltkulturerbe: Die Castles in Westafrika
Die europäischen Länder Portugal, Holland, Frankreich, Großbritannien, Brandenburg-Preußen, Dänemark und Schweden bauten seit dem 15. Jahrhundert entlang der westafrikanischen Küste Handelsniederlassungen und Forts, die bald auch dem Handel mit Sklaven dienten, an dem sich auch die einheimischen Chiefs beteiligten. Diese Gebäude wurden von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbesaufgenommen. Einige dieser Burgen sind bis heute gut erhalten und dienen der Erinnerung an die Kolonialzeit. Das gilt vor allem für Cape Coast Castle, das ein Museum enthält und als Erinnerungsort mit Buchläden und anderen Geschäften ausgebaut wurde. Es dient auch als Ausstellungsraum für Künstler. Dort findet eine Führung nach der anderen durch die renovierten Gebäude statt. Direkt hinter der Burg befindet sich die Universität Cape Coast.
Vor allem Schulklassen besichtigen die Gebäude. Aber auch viele Amerikaner afrikanischer Abstammung suchen hier ihre Wurzeln. Auf die politische Bedeutung dieses Ortes wies vor allem auch der amerikanische Präsident Barack Obama hin, als er zu Beginn seiner Regierungszeit das Castle besuchte.
Der Präsident mit seiner Frau Michelle und Tochter Malia beim Besuch von Cape Coast Castle im Jahre 2009.
Durch eine ‚Door of no return‘, wurden die Sklaven zu den Schiffen gebracht, die sie als Arbeitskräfte auf die Westindischen Inseln führten. Diese Pforte trägt von außen einen anderen Namen: sie wurde umbenannt in ‚Door of return‘ – ein aktiver Akt der erinnerungskulturellen Bewältigung der Vergangenheit. Direkt hinter dieser Tür liegt auch heute noch der lebendige Fischerhafen.
Nahe bei dem Castle befindet sich der ‚Viktoria-Park‘, in dessen Mitte eine Büste an die Herrschaftszeit durch die englische Königin Viktoria (1819 – 1901) erinnert, die das Leben im heutigen Ghana als der Kolonie ‚Gold Coast‘ prägte. Kinder spielen dort Fußball und direkt hinter dem idyllischen Park befinden sich Werkshallen und Bauruinen.
Menschenrechtserziehung an der University of Education Winneba (UEW) und in Berlin
An der ‚University of Education Winneba‘ in dem kleinen Fischerort Winneba, ca. 2 Stunden mit dem Auto von Cape Coast entfernt, ebenfalls an der Atlantikküste gelegen, findet vor allem die Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen statt. Ein Master-Studiengang widmet sich dem Thema „Menschenrechte“.
Wir konnten an der feierlichen Eröffnung des neuen „Center for Conflict, Human Rights and Peace Studies“ teilnehmen. Die Public Lecture zum Thema „Importance of Conflict, Human Rights, and Peace Studies in Present Development Discourse“ hielt Dr. Colm Thomas O. Cuanachain, Senior Director, Office of the Secretary General, Amnesty International (St. Albans, Hertfordshire, Großbritannien).
Das Programm des neuen Centers findet sich auf dem flyer:
center-human-rights-2016
Die Homepage des Instituts der UEW finden Sie unter:
http://publications.uew.edu.gh/2015/galleries/public-lecture-conflict-human-rights-and-peace-studies
Angedacht ist eine gemeinsame Konferenz zum Thema ‚Human Rights Education‘ 2017. Denn hier treffen sich Interessen und Kompetenzen in besonders aktueller Weise.
Prof. Lücke hat soeben im Herbst 2016 ein Werk zu diesem Thema (mit)herausgegeben: „Handbook History Leraning and Human Rights Education“ und aus diesem Anlass ein internationales Symposion veranstaltet zum Thema: „Education for Change. Combining History Learning and Human Rights Education in Formal, Non-Formal and Higher Education“. Dabei wurde auch eine weitere Neuerscheinung präsentiert: „Crossing Borders. Combining Human Rights Education and History Education“. Das Programm der Konferenz finden Sie unter:
http://www.historyandhumanrights.de/_media_design/Conference/20160830_Invitation_Conference_Final.pdf
Ein Memorandum of Understanding (MoU) zwischen der ghanaischen Universität in Winneba und der Freien Universität Berlin ist in Vorbereitung.
Besuch der University of Ghana in Legon bei Accra (UG)
Weitere Gespräche über Kooperationen im Fach Geschichte gab es mit Kollegen und Kolleginnen der University of Ghana in Legon bei Accra (UG).
Prof. Lundt und Prof. Lücke vor dem Department of History auf dem Campus der UG. Links auf der Tafel findet sich das Symbol des Sankofa. In der Tradition der Adinkra-Symbole verkörpert dieser Vogel das Fach Geschichte: „Blick zurück und begründe darauf Deine Gegenwart“. Das Symbol ist in Ghana allgegenwärtig und befindet sich auch auf vielen Gebrauchsgegenständen des Alltags. Auf der rechten Seite findet sich das Wappen der UG. Dieses zeigt ebenfalls eines der Adinkra Symbole: „Dwennimmen“ oder „The ram’s horns“ und steht für „Demut und Weisheit/ Stärke“. (Eine Übersicht der verbreitetsten Symbole sowie deren Bedeutungen und Ursprünge finden Sie, zusammengestellt von Valentina A. Tetteh, unter folgendem link: http://www.stlawu.edu/gallery/education/f/09textiles/adinkra_symbols.pdf)
An dieser Hochschule in der Hauptstadt Ghanas lehrte auch derSoziologe Norbert Elias (1897-1990) von 1962-1964 als Professor. Er hatte die Funktion des „Head of Department“ am Institut für Soziologie inne.
Das Foto zeigt Prof. Lücke zusammen mit Prof. Michael P.K. Okyerefo, dem heutigen Head of Department of Sociology. School of Social Sciences der Universität Legon. Eine Tafel in dem Gebäude nennt die Namen der Leiter des Institutes seit 1948; darunter auch Norbert Elias. Prof. Okyerefo führte uns stolz zu dieser Übersicht und wies auf den Namen von Norbert Elias. Dieser habe ihn selber bei seinen Forschungen sehr beeinflusst, so berichtete er. Und sein Einfluss sei an der UG noch immer wirksam.
Bei den Repräsentant*innen deutscher Organisationen in Accra (Ghana)
Neben Kooperationsgesprächen mit den beiden Universitäten in Winneba und Legon besuchte die Delegation der FU auch Repräsentant*innen der deutschen Außen- und Kulturpolitik in Ghana: die Deutschen Botschaft, das Goethe Institut und den DAAD. Alle drei haben seit 2009 den Aufbau unserer Kooperationen unterstützt und eine Reihe von Projekten durch Finanzierungen ermöglicht.
Der deutsche Botschafter, Christoph Retzlaff, sowie die Referentin für Kultur, Wirtschaft und Presse, Gesine Spatz, informierten sich beim unserem Besuch über die aktuellen Entwicklungen unserer Projekte. Die Deutsche Botschaft hat bereits 2011 eine Tagung über den deutschen Kolonialismus in Westafrika in Ghana eröffnet und gefördert. Zudem finanzierte sie 2013 die Publikation der Erträge der Konferenz sowie 2015 ein Exkursions-Projekt mit Studierenden aus Togo, Flensburg und Winneba zu dem preußisch-brandenburgischen Fort „Groß Friedrichsburg“ zur Bearbeitung des Kolonialismus.
Auf dem Programm stand auch ein Besuch im Goethe-Institut Accra. Es finanzierte 2012 eine Tagung, die in seinen Räumen stattfand sowie deren Publikation 2014. Außerdem gab es Gespräche mit der Repräsentantin des DAAD für Ghana, Berit Stoppa. Viele unserer Projekte der letzten Jahre waren DAAD-finanziert: so die Fact-Finding-Mission (FFM) nach Ghana 2009, die den Anstoß für alle weiteren Projekte gab. Außerdem die Gastprofessuren in Ghana von Prof. Lundt 2012 und 2013, die Gastprofessur von Prof. Ofosu-Kusi (Ghana) für drei Semester an der Europa-Universität Flensburg (2014-2015), verschiedene weitere Besuchsreisen zu Absprachen von afrikanischen Wissenschaftlern nach Deutschland und von deutschen nach Ghana, etwa auch eine weitere FFM zusammen mit Repräsentanten der Fachhochschule Flensburg 2014 sowie eine Vortragsreise (Prof. Lundt 2015). Seit 2010 wurden zudem jedes Jahr Schulpraktika von Lehramtsstudierenden aus Flensburg in Ghana durch eine Förderung aus dem PROMOS-Programm ermöglicht.
16.) ASA-Fotostories 2016: „Bewegungsfreiheit“
https://asa.engagement-global.de/asa-foto-stories-2016.html
2. Platz: Hannah Schmitz, aufgenommen in Hoi An (Vietnam) im Dezember 2015
„Dieses Motiv ist mir an einer Straßenecke begegnet, an der ein Mann Zierfische zum Verkauf anbot. Die Fische waren entweder einzeln oder zusammen in Plastiktüten an eine Halterung seines Mopeds gebunden. Die unnatürliche Begrenzung des Lebensraums dieser Fische spiegelt für mich die Einschnitte der Mobilität wider, die viele Menschen hinnehmen müssen. Wie die Plastiktüten auf dem Bild, fungieren in der menschlichen Welt Staatsgrenzen und Nationalitäten als unsichtbare Grenzen. Auch andere Faktoren beschneiden die Bewegungsfreiheit von Individuen – sei es die eigene Gesundheit oder ökonomische Ressourcen – so dass Menschen in ihren eigenen Beschränkungen „gefangen“ sind. (Hannah Schmitz)
3. Platz: Stefanie Beßler, aufgenommen in La Paz (Bolivien) im Juli 2015
„Urbanes Landschaftsbild, geballtes Stadtzentrum, Hochhauslandschaft, architektonische Meisterwerke – das könnte die Beschreibung vieler europäischer Metropolen wie Frankfurt, Paris oder Madrid sein. Sie passt aber genauso gut zum unteren Drittel des Bildes, welches die Zona Sur von La Paz in Bolivien zeigt. Etliche moderne Hochhauskomplexe, Bürogebäude und eine riesige Shoppingmall reihen sich entlang bepflanzter Boulevards.
Diese Realität ist jedoch nicht der erste Eindruck, den man aus Reiseführern und von gängigen Reiseberichten über Bolivien oder La Paz bekommt. Darin werden oftmals die Salzwüste, kargen Steppenlandschaften und die typische „Cholitas“ propagiert. Natürlich ist das auch ein Teil des Landes oder der Stadt, aber eben nicht nur. Diese einseitige Darstellung reproduziert vorgefertigte Bilder, was auch bei der Auseinandersetzung mit diesem Stadtbild klar wird.
Vordergründig dienen die gespannten Drahtseile im Vordergrund der öffentlichen Verkehrsverbindung zwischen der höhsten Ebene der Stadt auf über 3800 bis 250 Höhenmetern weiter hinunter in die Zona Sur. Im unteren rechten Bildrand lassen sich Gondelkabinen der Telefèrico entdecken – die Seilbahn von La Paz. Sie verbindet die verschiedenen Stadtteile miteinander und soll den Pancenos und Pancenas die Fortbewegung erleichtern. Doch trotz der allgemeinen Zugänglichkeit durch erschwingliche Preise, beschränkt sich das Prestige-Projekt des Präsidenten Evo Moralen auf die geographische Mobilität der Menschen. Tiefgründiger betrachtet, ist das Leben in der wärmeren Zona Sur der bolivianischen Oberschicht vorbehalten. Somit kann der räumliche Abstieg aus den höheren Stadtvierteln und dem als „Armenviertel“ bezeichneten El Alto als soziale Vergegenwärtigung der gesellschaftlichen Abgrenzung interpretiert werden.
Dieses Bild ist im Rahmen meines ASA-Aufenthalts 2015 in La Paz bei einer Fahrt in der Teleférico-Seilbahn entstanden. Die Seilbahn ist als Tourismusattraktion in zahlreichen Reiseführern beschrieben, da sie wunderschöne Aussichten auf die einzigartige Topographie der Stadt bietet. Dass die Seilbahn zugleich Sinnbild für räumliche und soziale (Im-)Mobilität, wird oft nicht sofort bewusst wahrgenommen.“ (Stefanie Beßler)
2. 3. Platz: Lisa Wagner, aufgenommen in Manila (Philippinen)
Das Mittagessen mit den Kollegen ist vorbei, ich räume das Geschirr in die Küche. In einer halben Stunde kommen die Kids, die Afternoon Class, 35 Mädchen und Jungen zwischen 2 und 5 Jahren, die hier die Vorschule besuchen. Die Küche liegt genau über dem Klassenraum, in dem ich jeden Tag die beiden Lehrkräfte unterstütze. Unsere Schule wird finanziert von einer kleinen, philippinischen NRO, die Familien der Kinder müssen keinerlei Geld für den Unterricht, die Materialien oder die Schuluniform bezahlen. Sie liegt mittendrin in dem Teil Metro Manilas, der weithin als „Slum“ bekannt ist, in Balut, im Stadtteil Bondo. In meinem Rücken, auf der anderen Seite des Gebäudes, rauscht in diesem Moment der Smokey Mountain, nach dem die Gegend hier benannt ist. Er raucht je nachdem, wie der Wind sich dreht, direkt in meine Klasse, die keine Fensterscheiben mehr hat. Es ist ein Berg aus Müll, wortwörtlich, die ehemalige städtische Müllkippe. Aber jetzt, in der Regenzeit, ist er über und über bewachsen, oben auf dem Berg stehen kleine Häuser. Ein erstaunlich grüner Fleck in dieser Gegend Manilas und man gewöhnt sich an ihn. Beim Blick aus dem Fenster in der Küche bedeutet die Regenzeit, dass eventuell wieder ein Zuhause einer Familie weggespült wurde. Viele unserer Kids wohnen dort. Im Hintergrund sieht man einen Teil Metro Manilas, der aus hohen, glitzernden Glasgebäuden besteht.
Irgendwo dazwischen – nicht nur geographisch gesehen – wohnen mein Tandempartner und ich, in Dimasalang, einem Stadtteil, der für die Eltern unserer Kids erstrebenswert, für die Taxifahrer aus Makati ein no-go ist. Heute nach der Arbeit treffe ich eine Freundin aus Deutschland, die für drei Monate in Makati, dem Wissenschaftszentrum der Philippinen, in der deutschen Botschaft arbeitet. Ich fahre mit der Bahn, sie verbindet, ohne anzuhalten, beide Stadtteile. Einmal stand mein Kollege hier oben neben mir in der Küche, er zeigte durch das Loch im Fliegenschutzgitter nach draußen, in die Ferne: „One day I live there, when I am a rich man.“ Seitdem frage ich mich, ob der das Loch in das Gitter geschnitten hat, um besser raussehen zu können. Er beneidet mich um die Freiheit, mit der ich mich bewege, zwischen Manilas Stadtteilen, zwischen den philippinischen Inseln, auf denen ich in den Schulferien Urlaub gemacht habe, zwischen hier und Zuhause, zwischen den Kontinenten, zwischen den Kontinenten, den Welten. Jeden Tag schaue ich hier raus, aus diesem Schulgebäude, welches ein Symbol sein soll für einen ersten Schritt für die Kids, sich irgendwann, eines Tages, ebenso frei bewegen zu können, von hier weg, bis nach dahinten, zu den Hochhäusern. Ich frage mich immer, was sie da sollen, ganz allein, ohne ihre Familien.“ (Lisa Wagner)
(soweit nicht anders gekennzeichnet: Texte: Bea Lundt/ Nina Paarmann, Layout und Fotos: Nina Paarmann)