seit 2015: Exkursionen mit Deutsch-Studierenden aus Winneba

Geschichte des Deutsch-Departments an der UEW

 
Seit 2009 zum ersten Mal von Studierenden der University of Education Winneba ausdrücklich der Wunsch geäußert wurde, man wolle unbedingt Deutsch als Fremdsprache an der Uni etablieren, expandiert das Institut rasant. Seit 2010 immatrikulieren sich nun jährlich zwischen 60 und 80 neue junge Studierende im Deutsch-Department der UEW, meist in Kombination mit einer der anderen europäischen oder afrikanischen Sprachen, welche die Uni anbietet. Der Unterricht findet – wie auch die weiteren Fremdsprachen – auf dem eigens für Sprachen aufgebauten Ajumako-Campus statt. Zur Zeit laufen Ausschreibungen für sechs zusätzliche Dozentenstellen, welche vordergründig von afrikanischen Germanisten besetzt werden sollen.

 

Exkursionen nach Accra und Groß Friedrichsburg

 
Seit Ende August 2015 halten sich 16 Studierende aus Deutschland in Begleitung von zwei Lecturern der Europa-Universität Flensburg  zu einem Studienaufenthalt mit unterschiedlichen Akzenten an der UEW auf. Zum Programm gehörten auch zwei Events, die in Kooperation mit dem DAAD (German Academic Exchange Service) durchgeführt wurden. 16 Studierende der deutschen Sprache von der UEW wurden zur Teilnahme eingeladen.
 
 3-tägige Exkursion nach Accra zu  Schulen, an denen Deutsch gelehrt wird
 
Die Gruppe aus deutschen Studierenden und Studierenden der UEW fuhr vom 01.-03.10.15 nach Accra. Vorbereitet wurde diese Exkursion von Berit Stoppa, der Repräsentantin des DAAD in Ghana und begleitet von ihr sowie Prof. Dr. Bea Lundt und Rebekka Junker, Sprachassistentin für Deutsch an der Uni Winneba. Die Exkursion diente zum Kennenlernen von Schulen, an denen Deutsch gelehrt wird.
 
Die Deutsch-Schweizer-Schule in Accra existiert seit  1966. Seit 2012 gehört die GSIS (German Swiss International School) zu einer der 142 anerkannten deutschen Auslandsschulen weltweit. Die Schulleiterin Ariane Pentz hatte für die Gäste ein Programm zusammengestellt. Die Schüler und Schülerinnen der GSIS und ihre Lehrer und Lehrerinnen erwarteten die Gruppe bereits im Hof der Schule und begrüßten sie herzlich mit einem Lied sowie der Hymne der Schule. In Kleingruppen hospitierten die Besuchenden im Unterricht der Deutschen Schule Accra. Unterrichtssprachen sind Deutsch und Englisch.
 
In einer anschließenden Diskussionsrunde mit der Leiterin und ihrer Stellvertreterin Dr. Elizabeth Shome Yeboa, Leiterin des englischsprachigen Zweiges, wurden die Eindrücke diskutiert und Fragen beantwortet, die sich vor allem auf die Berufschancen von Lehrern und Lehrerinnen mit dem Fach Deutsch richteten.

 

 

Im Anschluss an den Besuch der Deutsch-Schweizer Schule wurde die Schule Accra-Academy besichtigt. Diese sowie die Wesley Girls gehört zu den PASCH-Schulen (PASCH: „Schulen: Partner der Zukunft“), ein weltweites Netzwerk von Schulen, die von der Deutschen Regierung eine besondere Förderung erhalten. Aufgenommen werden besonders qualifizierte Schulen, an denen Deutsch unterrichtet wird (weltweit mehr als 1.700 Schulen). Neben den beiden Schulen in Accra, wird auch in zwei Schulen in Kumasi Deutsch unterrichtet.
 
Der Deutsch-Lehrer dieser beiden Schulen, Desmond Hansen Sackey, stellte die Unterrichtskonzepte der Schulen vor.  Schüler seiner deutsch-Klasse diskutierten mit der Gruppe über ihre Motivation, das Fach Deutsch zu lernen. Zugleich wurden berufliche Perspektiven für die ghanaischen Studierenden dargelegt. Der Wunsch, den „Deutsch-Club“ der Schule durch die Beteiligung der anwesenden deutschen und afrikanischen Studierenden zu erweitern und per e-mail Korrespondenzen aufzubauen, (social-network, mail-Verteiler)  wurde aufgegriffen und inzwischen realisiert.

 

 

Das kulturelle Programm der Exkursion bestand aus dem Besuch des Nkrumah-Memorials und des Arts Centers in Accra.
 
Der dritte Tag der Exkursion diente der Teilnahme am “Deutschen Tag” im Goethe-Institut, dem Kulturinstitut Deutschlands in Accra. In Ghana tätige deutsche Organisationen und Institutionen hatten Stände aufgebaut, an denen sie über ihre Arbeit informierten und Projekte vorstellten. Repräsentanten und Repräsentantinnen dieser Organisationen stellten sich dem Publikum für Fragen zur Verfügung. Zusätzlich gab es ein buntes Programm aus unterhaltenden und künstlerischen Aktivitäten; kulinarische Spezialitäten aus Deutschland wurden angeboten. Anlass für diese Präsentation war der 3. Oktober, der Gedenktag zum 25. Jubiläum des Mauerfalls. Eine Ausstellung aus kommentierten Fotos und Dokumenten widmete sich diesem historischen Event. Sie wurde durch den deutschen Botschafter, Rüdiger John, eröffnet. Die deutschen und die ghanaischen Studierenden nutzten das Angebot, sich bei diversen politischen Stiftungen über Fördermöglichkeiten zu informieren.

 

 

Finanziell ermöglicht wurde diese Exkursion durch das Preisgeld des Lehrpreises, welchen Prof. Dr. Bea Lundt (EUF) und Prof. Dr. Yaw Ofosu-Kusi (UEW) gemeinsam für die beste forschungsorientierte Master-Lehrveranstaltung „Teaching Africa in Europe – from an african and an european perspective“ an der EUF in den Jahren 2013 und 2014 verliehen bekamen. Prof. Ofosu-Kusi war drei Semester lang DAAD Gastprofessor an der Universität Flensburg.

 

Exkursion nach Groß Friedrichsburg
 
Zum nunmehr 2. Mal gab es auch in diesem Jahr wieder eine in Kooperation mit der EUF durchgeführten Exkursion von Germanistik-Studierenden der Universität Lomé zu den Sklavenburgen an der Westafrikanischen Küste. Erstmals beteiligt waren in diesem Herbst ebenfalls auch acht Deutsch-Studierende der Universität Winneba sowie Schauspieler des experimentellen Theaters Pilkentafel Flensburg, die im Anschluss an ihren Rechercheaufenthalt in Westafrika die erinnerungskulturelle Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit von Europa und Afrika künstlerisch darstellen wollen.
 
Neben Prof. Dr. Bea Lundt wurde diese Reise begleitet von den beiden Germanisten  der Universität Lomé, Prof. Dr. Adjai Paulin Oloukpona-Yinnon und  Dr. Kokou Azamede sowie Ursula Logossou (DAAD-Lektorin). Neben Cape Coast- und Elmina- Castle stand auch die Besichtigung von „Groß Friedrichsburg“, einer preußischen Niederlassung, auf dem Programm. Die zweitägige Exkursion (07.-09.10.15) mit den Besichtigungen der UNESCO-Weltkulturerbsstätten wurde von einem einwöchigen Rahmenprogramm begleitet, die der gemeinsamen Vor- und Nachbereitung der „kolonialen Erfahrungen“ dienten.
 
Zu Beginn hielt Prof. Dr. Bea Lundt (EUF) einen Vortrag über die Deutsche Kolonialzeit, für den Aufenthalte auf Groß Friedrichsburg haben die Studierenden aus Lomé Referate vorbereitet. Bei den Diskussionen zeigte sich, wie wenig bisher die traumatische Erfahrung des Sklavenhandels verarbeitet ist. Eine gemeinsame Thematisierung aus den verschiedenen Perespktiven ist daher wichtig.

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Zum Abschluss der Exkursion führten die Studierenden aus Lomé ein Theaterstück auf, in welchem sie sich kritisch mit der Kolonialzeit und dem Sklavenhandel auseinandersetzten. I Foto: Nina Paarmann

 
Im Anschluss führten die Künstler*Innen der experimentellen und politischen Theaterwerkstatt Pilkentafel in Flensburg workshops mit den Teilnehmenden durch, in denen sie explizit die Eindrücke und Gefühle über die Erfahrungen herausforderten. Dieser wurde nach Abschluss der Reise in gemeinsamer Runde mit anschließenden Diskussionen besprochen und ausgewertet.
 
Finanziert wurde diese Exkursion von den Deutschen Botschaften in Accra und Lomé. Die Deutsche Botschaft in Accra dokumentiert dieses Event ebenfalls auf ihrer homepage, abzurufen unter: http://www.accra.diplo.de/Vertretung/accra/de/07_20Kultur/Aktuelles__Kultur/Exk-Theaterworkshop-Sklavenhandeln-Kolonialismus.html

 
Bei den Diskussionen zeigte sich, wie wenig bisher die traumatischen Erfahrungen des Sklavenhandels verarbeitet sind. Eine gemeinsame Thematisierung aus den verschiedenen Perspektiven ist daher wichtig.
 
Die gemeinsame Aktivität wurde mit einer Party beendet. Die Finanzierung von Exkursion und Theater-Workshops wurde für die ghanaische und deutsche Gruppe von der Deutschen Botschaft in Accra unterstützt.
 
(Text Bea Lundt/ Nina Paarmann, Layout und Fotos Nina Paarmann)